Auch mit ihrem zweiten Roman begeistert mich Gianna Molinari. Ruhig und poetisch schreibt sie von einem Dorf, das verschwindet, und von einer arktischen Expedition. Es sind vor allem die ungewöhnlichen Wortkombinationen, die einzigartigen sprachlichen Bilder, die mich aufmerken lassen und die sich in mein Gedächtnis einprägen.
Die Kapitel ihres Romans sind überwiegend kurz. Sie wechselt die Perspektiven und den Schauplatz, erzählt mal aus Doras Sicht im Präsens von der Arktisexpedition, dann aus Pinars Sicht in der Vergangenheit aus dem Dorf. Was macht ein Dorf zum Dorf? Die Schule? Die Dorfstrasse? Hoffentlich nicht, denn alles ist im Begriff zu verschwinden. Das Dorf setzt alle Hoffnungen auf Pina und Lobo, die beiden Kinder, die seit geraumer Zeit jedoch nicht mehr wachsen. Das Einzige, das im Dorf noch wächst, ist die Hecke. Was jedoch beginnt hinter der Hecke? Das Dorf? Oder die Welt?
Auf der Arktisexpedition geht es hingegen um unseren Umgang mit der Umwelt. Um Veränderungen, Artensterben. Molinari hat ein tiefgreifendes Wissen angesammelt und teilt dies mit uns. Wir erfahren enorm viel über Eisberge, das Polareis, die Landmasse darunter, den Grönlandhai, unzählige Tiere der Tiefsee und den Kreislauf des Lebens.
Molinari lässt mich bereichert zurück und mit dem dringenden Bedürfnis, mich auszutauschen über ihre Metaphern, über die Botschaft ihres Romans und über ihre zauberhafte Art zu schreiben.