“Das Zeitalter des Westens ist vorbei, Asien übernimmt die Führungsrolle” - worin sich unsere Medien heute einig scheinen, davon war im Jahr 2012, als Pankaj Mishra’s Buch erschien, noch selten die Rede. Sein Werk aber gibt uns ein Verständnis dafür, unter welchen Bedingungen die Länder Asiens nach Jahrzehnten des Kolonialismus, Krieges und der Entmenschlichung wieder aufblühten und zusammenwuchsen zu einem starken Netzwerk - trotz (oder gerade wegen) der ideologischen, politischen und wirtschaftlichen Unterschiede. Ausgehend von verschiedenen Biografien asiatischer Schlüsselfiguren, etwa Rabindranath Tagore oder Jamal al-Din al-Afghani, erzählt Mishra die Geschichte Asiens aus dessen eigener Perspektive und hält dem westlichen Leser damit den Spiegel vor - schmerzhaft aber ohne Polemik. Mishra weiss politische Fakten, historische Wendepunkte und eigene Betrachtungen so miteinander zu verquicken, dass die Lektüre zu einer persönlichen Erfahrung wird. Tatsächlich hat dieses Werk wie kaum ein anderes meine Wahrnehmung der Welt verändert und mich daran ermahnt, immer auch den Blickwinkel meines Gegenübers einzunehmen.