Dies ist die Geschichte von Barry, der aus Antigua ausgewandert ist und in England ein neues Leben anfing - oder eigentlich sein altes Leben weiterführt. Seit 50 Jahren ist er verheiratet, hat zwei Töchter und lebt in seinem Haus in London. Doch seit 60 Jahren lebt Barry ein Doppelleben - denn er ist homosexuell, was er sich aber auch - und wohl vor allem auch wegen seiner Herkunft - nicht eingesteht und demnach mit oder in einer Lüge lebt. Während Barry sich seine Freizeit und seine Abenden mit Morris um die Ohren schlägt, grübelt seine unglückliche Gattin, Carmelita, darüber nach, mit welcher Frau Barry sie betrügt.
Das Buch ist unglaublich gut geschrieben und bringt einem die karibische Geschichte mit allen Facetten näher. Die Figuren sind allesamt sehr greifbar und menschlich gestaltet. Ich hatte bei allen das Gefühl, sie direkt vor mir stehen zu sehen. Mein absoluter Star der Geschichte ist allerdings Carmelita. Denn sie hat aufgrund eines Schicksalsschlages eine bemerkenswerte Wandlung durchgemacht.
Das Buch ist zum grössten Teil aus Sicht Barrys geschrieben - also sehr einseitig aus männlicher Sicht. Das Buch gewinnt allerdings sehr an Tiefe, weil immer wieder Kapitel einfliessen, welche die Geschichte aus der Sicht Carmelitas erzählt. Diese Kapitel waren meine liebsten Teile in dem Buch. Auch der Schreibstil hier war super gewählt. Bernardine Evaristo hat ihr Handwerl definitiv im Griff.
Ich empfehle das Buch allen, die Freude an grossartiger und tiefgründiger Literatur haben.