Farblich dezent gestaltet, sticht das Cover nicht unmittelbar hervor. Dennoch kann es als ansprechend bewertet werden und unterstreicht graphisch auf dem Buch, was Sigrid Nunez sprachlich im Buch umsetzt: Ein stimmiges Ganzes, an und für sich harmonisch und doch nicht immer so, wie es sich die namenlose Hauptfigur wünschen würde.
Was es mit der Hortensie und dem Papagei auf dem Cover auf sich hat, erfahren die Leser:innen früh in der Geschichte. Während der Papagei eine tragende Rolle im Gesamtkonstrukt spielt, ist die Hortensie Teil einer der vielen inneren Monologe, von denen dieses Buch lebt.
Als Stilmittel hervorragend eingesetzt und sprachlich prägnant ausgearbeitet, schafft die Autorin so Nähe und lässt das Publikum förmlich eintauchen in die Gedankenwelt der Hauptcharaktere. Dabei erleben wir eine faszinierende Reise voller Erinnerungen, Gedankenspielen, Selbstreflexion und Alltagsbetrachtungen. Und immer überzeugt die Erzählweise durch ihre Präzision, durch das Zusammenführen einer scharfen Beobachtungsgabe und die bewusste Auseinandersetzung mit den Dingen.
Damit hat Sigrid Nunez ein Werk geschaffen, das vollumfänglich verzeiht, dass der angekündigte Inhalt des Klappentextes zwar nicht falsch ist, per se im Buch aber eine eher untergeordnete Rolle spielt.
«Die Verletzlichen» ist ein sprachlich präzises, sehr persönliches und inhaltlich abwechslungsreiches Leseerlebnis für alle, die eine unaufgeregte Lektüre auf hohem Niveau zu schätzen wissen.