So ziemlich jeder kennt die alten Filme in denen das „Monster" in irgendeiner Art und Weise die Haupt- oder eine Nebenrolle spielt. Jeder kennt das mordende „Monster" und spürte bereits das gruselige Kribbeln auf der Haut.
Mary Shelleys Roman jedoch wird viel zu wenig gelesen. Dies wird leider weder dem Buch noch dem Geschöpf Frankensteins gerecht. Ich habe mir auch mal den Spaß gemacht und mehrere Personen gefragt, was sie unter Frankenstein verstehen. Die Antworten waren mir schon im Voraus klar: Jeder assoziiert damit das Monster. Die wenigsten wissen, daß Frankenstein der Wissenschaftler ist, der das einsame, traurige Geschöpf erschaffen hatte.
In Shelleys Roman wird das deutlich und man leidet förmlich mit Frankensteins Geschöpf mit. Dieses ist allein durch seine Einzigartigkeit und dem Umstand, ganz anders auszusehen, von einer Traurigkeit und Einsamkeit erfüllt, daß jeden Leser zum Mitfühlen und Mitleiden bringt.
Das Geschöpf wünscht sich nichts sehnlicher als einen Partner, um in Ruhe zu leben und zu lieben. Dies wird ihm jedoch von dem durch Gewissensbisse geplagten „Schöpfer" verweigert.
Grundsätzlich ist das Geschöpf gut in seinem Wesen und sucht die Nähe und Anerkennung durch seine „Mitmenschen". Leider wird ihm das einzig durch seine Hässlichkeit nicht erfüllt und somit steigert sich die Sehnsucht nach Liebe immer mehr zum Hass gegenüber seinem Schöpfer.
Allein dadurch wird das traurige Wesen zum Monster - Es möchte anhand seiner Rache gegen Frankenstein zeigen, wie es ist, wenn man ganz alleine in der Welt steht.
Die meisten Filme haben sich natürlich nur auf diesen mordenden Umstand gestürzt und so den Ruf des Monsters erschaffen.
Shelleys Frankenstein zeigt jedoch viel mehr Facetten und lässt sich immer noch als Wink auf die Gesellschaft verstehen - immerhin gibt es mit Sicherheit noch genug Menschen auf diesem Planeten wie dem Geschöpf Frankensteins. Allein deshalb und der eingängigen, verständlichen Schreibweise Shelleys sollte dieses Buch anstelle eines Frankenstein-Films zur Hand genommen werden.
In der klassischen Gruselsammlung darf es auf jeden Fall nicht fehlen und ist jedem Leser genreunabhängig an das Herz gelegt.