Richmanns Krimi dreht sich um entführte Babys, die letztendlich ausgesetzt werden, in einem zweiten Strang geht es um russische Frauen, die im Milieu arbeiten, dann geht es um Kindsmissbrauch und als viertes wird mit der Verwahrung ein dunkles Kapitel Schweizer Geschichte thematisiert. - Ein sehr komplexer, vielschichtiger Krimi. Was hier lose aneinander gereiht zu sein scheint… verknüpft sich immer mehr - nur ein Strang ist definitiv ein ‘Einzelgänger’. Richmann vermag die Geschichte gut aufzubauen, bringt immer wieder Andeutungen, die Spannung erzeugen - um dann wieder am andern Erzählfaden zu spinnen. Dabei blendet er immer auch in die Geschichte und Vergangenheit der beteiligten Ermittler, Psychologen, etc. und deren Beziehungsgeflecht - Altlasten kommen ans Licht - das macht das ganze dann hin und wieder ‘langfädig’ - aber nicht unbedingt lang-weilig (auch eine Kunst :-)). Und wer sich (v.a.) für russische Küche interessiert, kommt ebenfalls auf die Rechnung!
Schade ist, dass Richmann einen Strang sorgfältig aufbaut und ihn auch spannungsvoll auflädt - und weil’s ein ‘Nebenstrang’ war, wird er nicht wirklich aufgelöst. Plötzlich ist eine Person wieder im Gewohnten und es kommt nur eine kurze Rückblende - das finde ich enttäuschend…
Nicht nur Charkow hat mit den verschwundenen Babys einen herausfordernden Fall! Auch Gabriela Goldsachs (Psychologin, mitunter in Polizeidiensten) Patientin wird zur ‘Büchse der Pandora’, nachdem Goldsachs in deren Vergangenheit schnüffelt - und andere mit hinein zieht.
Der Krimi bringt, wie angedeutet, eine Fülle von Handlungen, Details - und schaukelt sich immer mehr zur Atemlosigkeit auf. Er hat mich gepackt, weil man eben auch sehr viel erfährt (siehe die genannten Stränge). Ein lohnenswerter Krimi - wenngleich am Schluss, wo fast alles eskaliert, die Kost doch deftig ist!