Ist die Wirklichkeit so, wie ich sie sehe, oder wird sie erst dadurch, dass ich sie sehe? Wenn Nebel etwas verschluckt, ist es dann noch vorhanden? Ein junger Forscher und ein emeritierter, verwitweter Professor entdecken erstaunlich unwahrscheinliche Dinge, fragen sich, ob sie ihrer Wahrnehmung trauen können, oder ob es nur das geben kann, was man exakt in Wörter fassen kann, oder was Theorien vorgeben.
Kann ich eine Ordnung hinter allem erkennen, gibt es diese Ordnung, auch wenn sie nicht haargenau beschreibbar ist? Wie entdecke ich das, was sich hinter den geschriebenen Wörtern zeigt, durch abstrakte Theoriebildung oder durch genaue Beobachtung und Wahrnehmung, ja durch die Erkenntnis der Relativität der Wahrnehmung?
Helstedt entdeckt, «dass seine Schriftzüge Bedeutungsornamente auf den Seiten waren, durch die er hinab in das nie ganz zu Erfassende schauen konnte, das ein wenig so wie sein Erlebnis war» (46).
Haller beschreibt in dieser kunstvoll gestalteten Novelle einen der bedeutsamsten Erkenntnisprozesse: dass alles mit allem verbunden ist, sich gegenseitig beeinflusst, dass sogar die Wahrnehmung einer Wirklichkeit diese beeinflusst und verändert und wieder in diese einfliesst. Wirklich wunderbar beschrieben, die Heisenberg’sche Unschärferelation!
Für Helstedt ist alles verbunden mit der tröstlichen Erkenntnis, dass seine verstorbene Ehefrau Ellie in ihm gegenwärtig ist in dem Masse, wie er durch sie ein anderer Mensch geworden ist.
Schön, dass Christian Haller den Schweizer Buchpreis erhalten hat, Gratulation!