Es ist die Geschichte von Jean-Michel Frank mit jüdischer Abstammung in der Zeit um den zweiten Weltkrieg. Die Erzählung beginnt vor dem Ausbruch des Kriegs, mit der Schilderung seiner Kindheit. Jean erkrankt schwer an Kinderlähmung, bleibt hinkend, mit konstanten Rückenschmerzen und krumm. Seine Mutter kümmert sich liebevoll um ihn, der Vater und die Brüder ignorieren ihn. Als die viel älteren Brüder ganz anfangs des Krieges fallen, nimmt der Vater sich das Leben. Die Mutter erkrankt.
Eine sehr gute Freundin seiner Mutter, Eugenia Erràzuriz kümmert sich um ihn. Sie ist eine vermögende, namhafte Kunstmäzenin und pflegt Bekanntschaften mit zahlreichen illustren Persönlichkeiten (Picasso, Le Corbusier, Thomas Mann etc.).
Jean ist homosexuell und hat jahrelang eine Beziehung. Er ist René Crevel förmlich verfallen, dieser nutzt ihn nur aus, nimmt sich schliesslich das Leben. Jean kommt damit nur schwer zurecht. Beruflich geht er in Richtung Inneneinrichtung und entwickelt einen ganz eigenen Stil, der gut ankommt. Auch dank den Beziehungen, die Eugenia hat, kann er Einrichtungen für bekannte Persönlichkeiten fertigen. Er wird bekannt und verdient gut.
1937 fährt er mit einem Schiff zusammen mit Eugenia nach Patagonien, um dort mit ihr das grosse Projekt eines Grandhotels zu realisieren. In Patagonien fühlt er sich wohl, kann schlafen, hat kaum Schmerzen. Er macht ausserdem die Bekanntschaft von Lovett, verliebt sich und diese Liebe wird erwidert. Zum ersten Mal in seinem Leben ist er glücklich.
Immer wieder ist auch der Zweite Weltkrieg, das Geschehen in Deutschland, die Ausbreitung in Europa Thema. Die Versuche, Menschen zu retten, Ausreisepapiere zu beschaffen. Als Cousin von Otto Frank und Onkel von Anne Frank, möchte er auch deren Ausreise erwirken.
Seine eigene Rückreise nach Europa, die gefährliche Situation und die Schwierigkeiten, wieder nach Amerika zurückzukehren zeichnen eine neue Wendung ab.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist flüssig, gut, der Inhalt von Jana Revedin hervorragend aufbereitet. Sehr angesprochen hat mich, dass bei den Erwähnungen der Persönlichkeiten immer wieder Erinnerungen an Gelerntes und Gelesenes geweckt wurden und ich viele Verknüpfungen machen konnte. Alle Personen und Schauplätze sind real. Auch die Lebensumstände (Kindheit, Beziehungen, Krankheit etc.) von Jean entsprechen den Tatsachen. Ereignisse und Dialoge sind erfunden, könnten sich aber durchaus so abgespielt haben. Von Jean-Michel Frank hatte ich vorher noch nie etwas gehört. Mit diesem Buch habe ich interessante Lesestunden verbracht und weitere Einblicke in die jüngere Zeitgeschichte gewinnen können.