In der chassidischen Satmar-Gemeinde in Williamsburg, New York, herrschen die strengsten Regeln, die es im ultraorthodoxen Judentum gibt. In diese Gemeinde wird Deborah hineingeboren, abgeschottet vom Rest der Welt, der Alltag eine Aneinanderreihung von Ritualen, Verboten und Regelbefolgungen. Nicht, dass sie keine Liebe erfahren würde - zumindest von ihren Grosseltern, die sie grossgezogen haben - aber sie spürt, dass ihren Wünschen, ihren Bedürfnissen stets die Flügel gestutzt werden. Eine unglückliche Ehe, beherrscht von unzähligen erfolglosen Versuchen, ihren weiblichen Pflichten nachzukommen, bestärkt sie in ihrem Wunsch, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Und so wagt sie mit knapp 20 Jahren den Bruch mit ihrer Herkunft.
Deborah Feldman ermöglicht mit ihrer Biografie Einblicke in eine Welt, die uns sonst verschlossen bleiben würde. Allein dies hat mich schon sehr an ihrer Erzählung fasziniert, ich konnte das Buch kaum weglegen. Ihre Schilderung der unerbittlichen, frauenverachtenden Regeln und Rituale haben mir manches Mal den Atem stocken lassen. Zugleich aber ist ihr Buch das Zeugnis einer starken Frau, die sich ohne Groll auch an das Gute erinnert und die mit Zuversicht in eine Zukunft blickt, die sie selber gestaltet. Deborah Feldman hat Literatur studiert und so erstaunt es nicht, dass ihr stilistisches Können weit über dem Durchschnitt der Erfahrungs-Literatur liegt. Gespickt mit jiddischen Ausdrücken gelingen ihr Metaphern, die das Innerste berühren.