Zwei wohlhabende Familien fahren in die Toskana in den Urlaub und nehmen auf Drängen der Tochter deren somalische Klassenkameradin mit. Doch schon am ersten Abend geschieht das Unglück: das Flüchtlingsmädchen ertrinkt unbemerkt im Pool. Dass dann alles drunter und drüber geht, scheint zu erwarten. Glattauer versteht es, eine spannende, turbulente Geschichte zu entwerfen, die berührt und nachdenklich macht. Präzis und manchmal sarkastisch entwickeln sich die Charaktere (auch die charakterlosen), doch Schwamm drüber funktioniert diesmal trotz geschickter Winkelzüge des Staranwalts nicht, es kommt zu einem Prozess, der alles noch schlimmer zu machen scheint. Darüber hinaus gerät die sonst so vernünftige Tochter in ihrer Not an Drogen, und ihre Mutter gerät durch die Geschehnisse nicht nur als Abgeordnete ins Schlingern.
Glattauer gelingt es, ein brisantes Thema: Wie geht es geflüchteten Menschen, was haben sie erlebt auf der Flucht und was erleben sie im Gastland, wie geht es uns mit ihnen - in einen krimiartigen Plot zu packen. Spannend, wortmächtig und zugespitzt formuliert er, gibt Sprachlosen und Verstummten eine glaubwürdige Stimme, bringt zur Sprache, was wir so gerne überhören. Ein gerade in den gegenwärtigen Debatten sehr empfehlenswertes Buch!