+ Das Zitat
„Er liebte sie. Er würde sie immer lieben. Und er wusste, wie wenig das zu bedeuten hatte.“
+ Die Thematik
Greg Hemingway, der Sohn des berühmten Schriftstellers Ernest Hemingway kämpft ein Leben lang mit und gegen seinen Vater. Will ihm gefallen, eifert ihm nach, liebt und hasst ihn. Und leidet an seinen (oft aussichtslosen) Kämpfen für und gegen seinen Vater, seinen Erinnerungen und einem inneren Gefühl und Drängen, das sein Leben prägt und auch quält…
Russell Franklin bringt dem Leser ein schillerndes Leben näher. Ein Leben voller Kämpfe, dysfunktionaler Familienbeziehungen, psychischer Krankheit, innerer Konflikte und Flucht vor Gefühlen, eigener Identität und der Vergangenheit. Basierend auf den realen Lebensgeschichten einiger Mitglieder der Familie Hemingway.
+ Zum Mitmehmen
Der Familie entkommt man nicht. Und manchmal prägt die versuchte „Flucht“ ein ganzes Leben.
+ Kritik
Der Roman hat oft etwas Voyeuristisches. Als Leser hat es mich immer wieder fasziniert, in den Glaskasten der Familie Hemingway und besonders von Greg/Gloria schauen zu können. Die kranken Familienstrukturen und männlichen Lebensmodelle stossen ab und üben eine eigenartige Anziehung gleichermassen aus.
Hier sind auch die grossen Stärken des Buches. Es geht meines Erachtens um toxische Männlichkeit, viel eher noch als um die Transsexualität von Greg/Gloria. Wie ein schwieriger Vater seine Nahestehenden unterdrückt und wie toxische Familienbeziehungen ganze Leben langfristig negativ beeinflussen. Auch die (in dieser Familie scheinbar vererbte) Neigung zu psychischen Erkrankungen und Suizidalität werden hervorragend ausgearbeitet.
Der Roman hat mich überzeugt in den Beschreibungen dieser faszinierenden Familie. Eine gelungene Fiktionalisierung der Lebensgeschichte von Greg/Gloria, basierend auf Fakten.