Yasuki Tanaka hat mit dieser Reihe etwas gewagt. Es ist eine Sache, eine Mystery Geschichte mit dem Element einer Zeitschleife oder mit Doppelgängern zu schreiben – die beiden Elemente zu kombinieren eine ganz andere.
Die Synopsis könnte einfacher kaum sein: Der Protagonist Shinpei kehrt auf seine Heimatinsel zurück. Diese wird von einer Art Doppelgängern heimgesucht, die klammheimlich die echten Menschen ersetzen. Shinpei kommt ihnen innerhalb von drei Tagen auf die Schliche, kann jedoch nichts unternehmen – und erwacht wieder zu Beginn des ersten Tages.
Dies ist keine Mystery im Stile des klassischen Whodunit – was geschehen wird, wird innerhalb der ersten “Runde” gezeigt. Danach geht es darum, wie dies zu verhindern ist und wie die Hauptfigur sein Wissen mit anderen Teilen kann. Die Hintergründe werden schrittweise aufgedeckt und sind besonders in der ersten Hälfte spannungstreibend – wo es anschliessend dann immer mehr darum geht, die Ursache zu bekämpfen.
Was dem Autor sehr gut gelungen ist, ist das Problem des Nichtwissens aller anderen Figuren zu lösen - da hatte ich als Leser erst meine Bedenken, das das zu Längen führen würde.
Durch das Wesen und die zusätzlichen Fähigkeiten der Doppelgänger gibt sich der Autor etliche Werkzeuge an die Hand, um die Handlung auf clevere Art und Weise zu beeinflussen. Wer will, kann dabei kritisieren, dass die Fähigkeiten z.T. etwas willkürlich daherkommen oder eingeführt werden, weil der Plot dies nun mal so verlangt – da es sich hier jedoch nicht um “harte” Mystery handelt, sondern mit Fantasy kombiniert wird, machte mir das gar nichts aus; im Gegenteil war ich immer wieder über den Ideenreichtum des Autors verblüfft.
Man mag zu Beginn meinen, dass die Zeitschleife sämtliche Spannung aus der Geschichte nähme - doch auch dieser Mechanik legt der Autor schnell die eine oder andere Beschränkung auf.
Zeichnerisch ist Tanakas Stil eher “unaufgeregt”; es gibt nur selten Panels, bei denen ich staunend innehalten musste, auch bei Kämpfen nicht. Gleichzeitig ist der Stil aber auch angenehm und lenkt dadurch nicht vom Inhalt ab – denn die meisten Ressourcen muss man darauf verwenden, die verschiedenen Mechaniken und Unterschiede zwischen den Zeitschleifen gegenwärtig zu behalten. Tanaka gibt jedoch auch eine entscheidende Hilfestellung nach dem ersten Viertel der Geschichte (und in Form von Zusatzmaterial gegen Ende jeden Bandes).
Die Anzahl der Charaktere ist überschaubar und so richtig im Fokus stehen auch nur ein paar wenige. Ob sie mir länger in Erinnerung bleiben, ist fraglich – ausser vielleicht Ushio, auf deren Plot-Relevanz ich überhaupt nicht eingegangen bin, da sie sowohl als Charakter wie auch in plot-mechanischer Weise das vielleicht beste Element der ganzen Geschichte ist – und ich dahingehend nichts verraten will.
Alles in allem war ich über weite Strecken hinweg begeistert, gerade die erste Hälfte habe ich regelrecht verschlungen. Von mir gibt es dafür solide 4 Sterne.
Übrigens: Wem die Beschreibung bekannt vorkam: Die Serie wurde auch als Anime umgesetzt und ist allgemein besser bekannt unter dem Namen “Summer Time Render”.