Wer die Gelegenheit hat, Antje Wagner einmal live zu erleben, sollte sich die nicht entgehen lassen! Wie die Autorin am letzten Tag der STUBE-Aufbaukurs-Tagung «Hyde» vorgestellt und geteasert hat, war ganz grosses Kino!
Die 18-jährige Katrina ist – offiziell – auf der Walz. Inoffiziell aber ist sie auf einem Rachefeldzug und dafür muss ihre Kriegskasse gefüllt werden. Da trifft es sich perfekt, dass ein kleines Örtchen eine Verwalterin sucht für ein baufälliges, abgelegenes Waldhaus. Nur das letzte Zimmer im ersten Stock ist für sie absolut tabu – und genau von dort beginnt sie schon bald, unheimliche Geräusche zu hören.
«Hyde» ist, wie schon Titel und Cover, ungemein vielschichtig. Wagner lenkt uns gekonnt durch Katrinas Gegenwart, unmittelbare Vergangenheit und die noch tiefere Vergangenheit. Am Anfang seltener, später immer häufiger wechselt sie die Zeitebenen, lässt uns je an der spannendsten Stelle zurück, um einen anderen, ebenso spannungsgeladenen Faden wieder aufzunehmen. Grandios auch ihr Gespür für Sprache, wie sie die Sätze, je nach Situation, verknappt oder weitet und damit Katrinas Innenleben verdeutlicht, ohne es explizit zu sagen. Katrina selbst ist eine starke Protagonistin. Sie ist intelligent, verfügt über ungemein viel (und teils ungewöhnliches) Wissen und hat ein beneidenswertes Gespür für Holz, die Natur und ihre Umwelt. Letzteres eröffnet uns einerseits einen kritischen Blick auf unsere Realität und ist gleichzeitig Achtsamkeitsübung.
Eine spannungsgeladene Mischung aus Krimi und Thriller, mit einem Schuss magischem Realismus. Ein Roman über Verlust, Trauer und Neuanfang und fesselnde Lektüre für alle ab 15 Jahren. Wer also die Autorin gerade nicht live erleben kann, sollte unbedingt schon mal «Hyde» lesen.