Ich bin noch immer leicht entrückt, nachdem ich in Emily St. John Mandels Welt abgetaucht bin.
«Das Glashotel» und «Das Meer der endlosen Ruhe» sind unabhängige Bücher, jedoch tauchen in beiden dieselben Figuren auf und ich habe es geliebt, nach «Das Meer der endlosen Ruhe» mehr zu erfahren über Vincent, die darin immer nur erwähnt wurde.
«Das Glashotel» beginnt damit, dass Vincent 2018 über Bord ins Meer stürzt und holt weit aus, um zu erklären, wie es dazu kam. St. John Mandel springt in ihren Rückblenden durch die Jahre 2005-2018, wobei sie zu Beginn auch Abstecher in Vincents Kindheit macht. Sie wechselt zudem immer wieder die Perspektive, bringt als allwissende Erzählerin viele verschiedene Figuren ins Spiel (toll, wie wir sie mit der Zeit aus unterschiedlichen Blickwinkeln kennenlernen), erzählt überwiegend in der dritten Person, aber zwei Mal auch als Ich-Erzählerin. Sie spielt mit der Länge ihrer Erzählabschnitte und das Inhaltsverzeichnis ihrer dreiteiligen Geschichte hatte für mich beinah etwas Lyrisches.
Im Zentrum der Erzählung steht ein Schneeballsystem und dessen Auswirkungen auf die vielen verschiedenen Figuren. Vincent ist der Rahmen der Erzählung und auch der rote Faden, zu dem St. John Mandel immer wieder zurückkehrt. Die Handlung ist eher ruhig, es gibt wenig Dialoge, stattdessen viele Beschreibungen, Gedanken, Kontemplation. Wie auch «Das Meer der endlosen Ruhe» dreht sich St. John Mandels Erzählung um grosse, zeitlose Themen unseres Daseins: den Sinn des Lebens, Moral und Korruption, und was kommt nach dem Tod?
Ich bin froh, die Autorin dank eines Kunden für mich entdeckt zu haben. Mir gefällt der Aufbau ihrer Geschichten, wie sie Figuren und Erzählstränge miteinander verwebt, die speziellen Elemente, die sie ihren Büchern hinzufügt (in diesem Fall Geister), und wie anregend ihre Romane sind.