“Es gibt einen Gott, und ihr ist langweilig” verspricht zunächst viel und löst dann doch zu wenig ein. Leider.
Die Figurenzeichnung gelingt zwar sehr gut, die Charaktere wirken individuell und glaubwürdig. Auch die Idee, dass es nun einen weiblichen Gott gibt, die sich Kreativität und Kunst von den Menschen wünscht birgt viel Potenzial und knüpft nicht zuletzt an der Diskussion an, welchen Wert Kreativität, Kunst und Kultur hat und haben sollte. Dennoch rutscht das Buch zusehends weg von dieser Diskussion und dem treibenden Thema und wird zu einer Sozialutopie für Obdachlose - endlich erlangen Obdachlose an Bedeutung, werden wahrgenommen und wohnen im Luxus. Ein Beispiel dafür, dass hier wieder ein neues Feld, ein neues Thema aufgemacht wird, obwohl das eigentliche Thema zusehends an Bedeutung und Textzeilen einbüsst. Dabei wäre doch gerade das, also die Verwertbarkeit von Kreativität, Kunst und Kultur, eine zeitgenössische, aktuell wichtige Debatte (die uns auch zu Beginn des Buchs und im Klappentext versprochen wird). So kommt es, dass gegen Schluss zusätzliche Punkte aufgeworfen werden, die zusätzlich irritieren sowie angefangene Fragen oder Handlungsstränge offen bleiben. Leider kommt daher das Ende, als Auflösung des Ganzen, nicht ganz mit der restlichen Geschichte zusammen und wird der angefangenen Geschichte nicht gerecht. Es treffen auf den letzten Seiten im wesentlichen zwei unterschiedliche Geschichten zusammen, die so nicht zusammenpassen wollen (leider).
Es ist also ein Buch für alle, die gerne eine unkonventionelle Lektüre mit viel Witz, der funktioniert und authentisch wirkt, bevorzugen. Der Schreibstil überzeugt und der ungestörte Lesefluss ist da. Wer jedoch sich zu stark vom Thema einer göttlichen Entität, die nun Kunst zur neuen Währung erhebt, leiten lässt, läuft Gefahr, enttäuscht zu werden.