…lässt mich das Buch zurück… und ich staune eher über Navid Kermani und was er da alles in Bilder hinein interpretiert oder auch heraus liest…
Doch von vorne! - Kermani betrachtet Bilder in ihrer effektiven oder vermeintlichen Aussage - sei es nun Jesus oder Maria, Gestalten der Bibel oder der Kirchengeschichte. Dabei wählt er Kunstwerke aller Epochen und unterschiedlichster Stile - und kommt dabei durchaus zu sehr spannenden und auch (im besten Sinne) an-stössigen Aussagen, die einen aus der Wohlfühlzone des ‘man-Glaubens’ heraus drängen - wenn man es denn an sich heran lässt!
Vor allem der erste Teil war dabei sehr gut und bereichernd. Zudem wird offenbar, dass Kermani sehr belesen ist, nicht nur was die Hl. Schrift anbelangt, er kennt sich ebenso in den Apokryphen und der Legenden, etc. aus. Es hat also durchaus ‘Hand-und-Fuss’ - nur mit zunehmendem Fortgang ermüden mich seine Überlegungen, werden mitunter eher abstrus - und sagen mehr über ihn und sein Denken aus, als über das Christentum. Denn gerade bei den biblischen oder heiligen Gestalten kann man nicht pauschal von ‘Christentum’ reden, selbst wenn es dazu gehört, muss es nicht per se konstituierend sein. Letztendlich sind die gewählten Bilder Kinder ihrer Zeit und Ausdruck des Künstlers und der Transformation seines Glaubens - wohingegen die Gedanken Kermanis Ausdruck seiner Herangehensweise ist - und da habe ich dann öfters die Stirne gerunzelt (z.B. beim Hl. Bernhard)… So dass ich in der Hälfte der Lektüre das Buch zuklappte und fand: Jetzt ist es genug. - Somit ist das eine Rezension über ein nicht zu Ende gelesenes Buch… Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass der Rest das Ganze ‘noch retten’ wird…
Anzufügen wäre noch, dass ich die EBook-Ausgabe hatte, bei der die Bilder in Schwarz/weiss natürlich nicht dieselbe Aussagekraft haben. Aber es ist schon beeindruckend, mit welcher Akribie er sich den Gemälden und der Skulptur gewidmet und sich ihnen gestellt hat. Wie genau er beobachtet - bis es eben manchmal auch ‘kippt’…