Es passiert ganz viel in Zürich. Und die Frau, die Licht in die Sache bringen soll, scheint es irgendwie nur noch schlimmer zu machen, indem sie beim Polizeiverhör ausufernd und fast in Echtzeit von Zeichen, Fügungen und mysteriösen Phänomenen erzählt, die sich ereignet haben. Oder ereignet haben sollen.
Per se ist das doch eine gute Grundlage für eine spannende Geschichte? Absolut! Wenn auch mit kleinen Makeln: Ist das Verhör die richtige Form für die Wiedergabe der unglaublich detaillierten Schilderungen? Bis wohin gelten geographische Details als Lokalkolorit und wo fängt die Ausgrenzung nicht ortskundiger Leser:innen an? Ansonsten birgt die Story aber durchaus Spannung, Twists und Aspekte, die in Erinnerung bleiben. Und doch bleiben zu viele Fragen offen.
Bei der stilistischen Umsetzung hingegen ergaben sich bei mir ein paar Fragezeichen. Die Autorin beweist ihre Versiertheit im Umgang mit der Sprache und kreiert einige wundervoll schräge Sprachbilder und Formulierungsperlen. Diese Stellen sind ein wahrlicher Lesegenuss. Über weite Teile hingegen, kann sich dieses Niveau nicht halten und die Sprache kippt ins durchschnittliche, wenn nicht sogar ins einfältige: Bis zu welchem Punkt vertragen sich Helvetismen und Schriftdeutsche Grammatik mit sehr lokal geprägten Eigennamen, ohne dass der Eindruck eines Schüleraufsatzes entsteht? Dieser Punkt ist wohl bei jedem:r Leser:in woanders bis zu dem Punkt, wo es einfach kein gutes Schreibhandwerk mehr ist.
Generell ist „Wilde Manöver“ sicher keine Mainstream-Lektüre für Zwischendurch. Wer sich aber auf eine experimentelle Achterbahnfahrt mit verschiedenen sprachlichen Höhepunkten einlassen möchte und aushalten kann, dass die Geschichte nicht unbedingt Sinn macht, dem:r sei das Buch empfohlen.