Die Geschichte über die Besteigungen der berüchtigten Eiger-Nordwand habe ich bei meiner Grossmutter wiederentdeckt. Es ist ein Druck vom Jahr 1965 und wird sich sicherlich von der neusten Ausgabe unterscheiden, dennoch schreibe ich hier gerne meine Rezension dazu, da das Wesentliche und Wichtigste gleich sein werden.
Selbst habe ich mit dem Bergsteigen und dem Alpinismus so rein gar nichts am Hut, trotzdem konnte ich mich der Faszination Eiger und dem Bann von Harrer’s Erzählungen und Schilderungen nicht entziehen. Er hat die verschiedenen Etappen von den Ersten in der Nordwand 1935 bis hin zum ‘ritterlichen’ Jahr 1963 auch für den Laien verständlich und greifbar beschrieben. Die Ehrfurcht und gleichzeitig Begeisterung vom Autoren für diesen 1800 Meter hohen Berg der Berner Alpen spürt man durchwegs, schliesslich war Heinrich Harrer 1938 selbst Teil der Seilschaft der Erstbegeistung der Eiger-Nordwand gewesen.
In der ‘Weissen Spinne’ stehen die Menschen im Vordergrund, diejenigen, die den Gipfel erreichten; die, die ihr Unterfangen abbrechen mussten und auch die Besteiger, die ihr Leben an der Wand liessen. Das Können, die Erfahrung und der Mut jedes Einzelnen berücksichtigt Harrer in jedem Abschnitt ohne sich ein zu grosses Urteil anzumassen; sein Respekt vor der Sache zieht sich durch das ganze Buch. Eine Chronik der Versuche und Begehungen sowie eine ‘Karte’ der Eiger-Nordwand am Ende des Buches helfen dem Laien, den Überblick zu behalten.
Es ist spannend und macht etwas ehrfürchtig wenn man bedenkt, dass es bald hundert Jahre her ist, dass Max Sedlmayer und Karl Mehringer sich als Erste an der Nordwand versuchten, unter gegebenen Umständen und der damaligen Ausrüstung und Technik. So vieles wirkt heute selbstverständlich. Umso interessanter wenn man sich vor Augen hält, dass es nicht der ‘Zweck’ des Buches war, eine Sensation zu umschreiben; mehr, die Jugend von damals darauf vorzubereiten, dass die Wand alles von einem abverlangt; damit zukünftige Seilschaften wissen, ob sie trotz der Schönheit in die Wand gehören oder nicht.