Fans von Dörte Hansen («Altes Land»), Charlotte McConaghy («Wo die Wölfe sind») und Karen Millwood Hargrave («Vardø»): merkt euch Jarka Kubsova – oder lest sie am besten gleich ;-)
Die Autorin taucht in «Marschlande» tief ein in die Geschichte dieser Region vor Hamburg. Geschickt verknüpft sie zwei, zeitlich durch 500 Jahre getrennte Erzählstränge und berichtet als allwissende Erzählerin immer im Kapitelwechsel von Abelke Bleken und Britta Stoerven. Abelke lebte nachweislich im 16. Jahrhundert. Sie war alleinstehende Bäuerin und Besitzerin eines florierenden Marschhofes und wurde am 18. März 1583 als Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Britta Stoerven wiederum ist mit ihrem Mann und den beiden Kindern kürzlich in die Marschlande gezogen, sucht nach sich, nach einer Perspektive und findet Abelke Bleken, die sie nicht mehr loslässt und mit der sie viel mehr verbindet, als anzunehmen wäre.
Der Aufbau des Buches hat mich absolut fasziniert! Wie die Erzählungen ineinandergreifen, sich ergänzen und fortführen ist grossartig gemacht. Die Geschichten selbst zeugen beide von weiblicher Unterdrückung, die mit der Hexenverfolgung ihren Anfang nahm und bis heute andauert. Klingt weit hergeholt? Keineswegs. Im Nachwort legt die Autorin die Zusammenhänge nochmal kompakt und plausibel dar.
Es ist ein thematisch schwerer Text, aber auf politischer Ebene so ungemein wichtig. Ein Plädoyer für weiblichen Zusammenhalt und für eine gleichberechtigte Gesellschaft, von intensiver Atmosphäre, mit Dialekteinschüben, Landschaftswissen und zwei unvergesslichen Protagonistinnen.