Auf die Lektüre dieses Buchs war ich gespannt. Von Juli Zeh und dem Buch war schon viel zu hören und zu lesen, und für mich war das Buch eine Premiere dieser Autorin. Erst nach den beiden ersten Kapiteln, die sehr kopflastig daherkamen, nahm die Geschichte Fahrt auf. Das Buch schildert das Aufeinandertreffen eines Grossstadt-Kinds (mit akademischem Elternhaus) mit den Bewohnern eines Provinzkaffs, die sich dann als doch nicht so eindimensional herausstellen, wie sich dies die Protagonistin Dora anfangs vorgestellt hat. In Zentrum der Geschichte stehen neben Dora der Dorf-Nazi Gote und dessen Tochter und das langsam sich einander nähern - und einander etwas besser, und doch nur ein bisschen besser, verstehen.
Vermutlich können wir uns kaum vorstellen, was es heisst, in der deutschen Provinz bzw. Abgeschiedenheit zu leben. Dennoch, die Introspektionen von Dora finde ich manchmal sehr erratisch, und für eine 36-jährige Frau mit einiger Lebenserfahrung manchmal fast naiv. Hätte ich raten müssen, Doras (fiktives) Alter hätte ich aufgrund der Geschichte deutlich jünger geschätzt. Das Buch ist trotzdem lesenswert und erinnert auch an die schwierigen Zeiten der Corona-Lockdowns (noch nicht lange ist es her…). Aufgrund des grossen Echos, die das Buch hatte, war ich insgesamt von der Lektüre aber ein wenig enttäuscht.