Der Schreibstil zeigt sich deutlich verbessert. Ich hatte auch den Eindruck, dass Gier es diesmal alles etwas cleverer gelöst hat. Die Handlung basiert nicht mehr so sehr auf berichteten Erlebnissen, sondern man ist immer live dabei, was einfach viel spannender ist. Zwar gibt es immer noch das Element, dass wir zeitlich nochmal zurückspringen, aber das ist dann so geschickt gelöst, dass es wie ein herausforderndes Puzzle wirkt, wo man begeistert mitknobelt. Das funktioniert diesmal aber auch besser, weil nicht nur Quinn die Abenteuer erlebt, sondern weil Matilda zunehmend gleichberechtigt wird. Ich hatte zwar nicht das Gefühl, dass sie im ersten Band auf dem Abstellgleis war, aber dadurch, dass sie an die uns bekannte Realität gebunden war, war ihr Aktionsradius einfach etwas kleiner und im Vergleich hat Quinn dann einfach mehr erlebt. Diesmal wird es ausgleichender, weil erstens die Spannungsmomente wieder in unsere Welt geholt werden und weil dann zweitens Matilda ihren Weg in den Saum findet. Das ist wirklich das Beste, was der Geschichte passieren konnte. Wir haben nun höchst unterschiedliche Wege, die wir kennen, wobei Quinn und Matilda noch die harmlosesten Wege haben, aber es wird sehr spannend, wie sich das alles im dritten Band ausspielt, weil da nun wohl alle Möglichkeiten auf dem Tisch sind.
Ich fand es auch diesmal sehr angenehm, dass Quinn und Matilda nach einer raschen Versöhnung zwar süß verliebt sein dürfen, dass die Geschichte aber ansonsten doch sehr erwachsen wirkt. Sie sorgen sich jeweils umeinander und das ist wohl völlig normal, aber es wird nicht noch künstliches Drama aus den Händen gesaugt (Eifersucht etc.), sondern es wird mehr an einem Strang gezogen. Zumal die beiden Figuren dann auch so ergänzend sind. Matilda ist eben eher die Wissenschaftlerin, die, die richtigen Fragen stellt und die mehr eine Kombinationsgabe hat. Quinn ist wirklich eher der impulsive Abenteurer, weswegen es nun umso besser ist, dass beide im Saum wirken können, selbst wenn Quinn von Matildas Art und Weise noch nicht wirklich weiß. Neben den beiden ist aber auch Jeanne ein großer Gewinn für die Geschichte. Sie wird mehr beleuchtet und sie zeigt sich dadurch als Figur, die immer unberechenbar bleiben wird, die als Verbündete aber immer der Ass im Ärmel sein kann. Auch ansonsten zeichnet sich immer deutlicher ab, welche Figuren wichtig sind und die werden intensiver beleuchtet. Das ist sehr angenehm, denn je mehr man in die Geschichten und die Figuren investiert ist, desto mehr gebunden ist man alles. Nach diesem Band will ich auf jeden Fall weiterlesen und ich finde auch, dass dazu ein vorzüglicher Epilog beiträgt!
Fazit: „Vergissmeinnicht – Was bisher verloren war“ ist für mich eine klare Steigerung in der Geschichte von Kerstin Gier rund um den Saum und seine Figuren und Gestalten. Zwar scheint es immer noch kein absehbares Endziel zu geben, aber an Spannung, an Tiefe, an Relevanz und an Begeisterung gab es so viele Verbesserungen, dass ich diesmal ungerne aus der Geschichte gegangen bin. Ich freue mich auf Band 3!