Am Anfang hatte ich noch Mitleid mit Jeanne und ich war gespannt, was sie wohl erwartet am Hof der Finsternis. Allerdings haben mich ihre Eskapaden und Rauswürfe zunehmend gelangweilt – sie ist ihrem Ziel dadurch keinen Schritt nähergekommen. Zudem wird sie durch ihren Rachedurst und ihre Entschlossenheit immer mehr zum Monster, dass moralisch verwerfliche Entscheidungen trifft und sprichwörtlich über Leichen geht – die Szene mit Orpheus fand ich besonders traurig. Ohne Rücksicht auf Verluste setzt sie ihren Weg fort und ist nicht unbedingt der sympathischste Charakter in der Buchwelt.
Die „Liebelei“, die sich im Buch abzeichnet, entsteht nur durch gegenseitigen Eigennutzen und hat überhaupt keinen Tiefgang oder Esprit. Hier darf man also nicht zu viel erwarten, es ist definitiv eine rachlustige Geschichte.
Die Vampirische Abartigkeiten sind mal etwas Neues im Gegensatz zu anderen Vampirbüchern und sehr interessant – ich will mehr wissen. Auch andere Aussergewöhnlichkeiten wie Naokos Geheimnis oder Orpheus Herkunft gestalten die Geschichte interessant.
Über den Hof hinaus in die Welt und politischen Gegebenheiten kann man hier nicht blicken, wir verweilen in der Ausbildungsstätte und begleiten die wenigen Schüler und den Wettbewerb am Hof. Allerdings ist hier alles sehr bildhaft und detailliert beschrieben.
Allgemein ist das Sprachbild sehr lebhaft, der Roman hat eine gute Balance zwischen Dialog und Monolog und die Sprache der Charaktere ist trotz der mittelalterlichen Umgebung flüssig und nicht hochgestochen, lässt sich also sehr gut lesen.
Ein Buch über Vampire aber ohne Vampire – diese kommen hier sehr kurz, ich hoffe, das ändert sich in Band Zwei, wenn Jeanne mehr in ihrer Nähe weilt.