Was uns Kai Diekmann hier präsentiert, hat mich völlig überrascht. Ich habe dieses Buch einfach so aus einer Laune heraus in Hamburg gekauft. Heute sage ich: Dieses Buch muss man gelesen haben! Es ist schlicht brillant, grossartig, mitreissend.
Natürlich wusste ich, dass Diekmann seine Sicht als Chefredaktor der «BILD» in der Zeit von 2001 bis 2017 erzählen wird. Auch dass er der Zeitung seinen Stil verpasst hat. Sie wurde populistischer und vor allem auch bildlastiger. Zudem setzte er gezielt auf Schlagzeilen und Berichterstattungen die hohe Aufmerksamkeit erregten, aber auch kontrovers diskutiert wurden. Was ich unter anderem phänomenal finde, ist seine bildhafte Sprache. Vor allem wie er dies bei der Wiedergabe sehr persönlicher Begegnungen zum Ausdruck bringt. Er versteht es glänzend, zwischen privatem und beruflichem zu differenzieren. Seine Anekdoten, fokussiert auf unterschiedlichen Schauplätzen liest man so, als wäre man selbst hautnah dabei. Das Buch ist voll bespickt mit Erzählungen, Bildern und Dokumenten zu unzähligen Skandalen in einer dynamischen, spannenden Schreibweise wiedergegeben.
Ein Beispiel möchte ich hier speziell erwähnen. Dass Diekmann eine starke, enge Beziehung mit Helmut Kohl pflegte, war mir unbekannt. Die Episoden über den Zeitraum des Ablebens des ehemaligen Bundeskanzlers hinterlies bei mir eine starke emotionale Resonanz. Man kann sich kaum vorstellen, dass ein knallharter Journalist auch eine derartig einfühlsame Seite zeigen kann. Einfach grossartig!
Für einige mag seine Eigendarstellung etwas speziell sein. Aus meiner Sicht ist sie authentisch. Diekmann präsentiert sich so, wie er wirklich ist, ohne sich zu verstellen oder eine falsche Fassade aufrechtzuerhalten.
Zum Cover: Zeigt einen kritischen, etwas mürrischen Gesichtsausdruck von Kai Diekmann, so nach dem Motto: «Vorsicht - Ich bin immer auf der Lauer. Ich erwische Dich schon noch.»
Zitate aus dem Buch: Worte sind wie Kugeln. Einmal abgeschossen, kriegt man sie nicht zurück in den Lauf.
Fazit: „Ich war Bild“ ist nicht nur ein Blick in die Vergangenheit, sondern auch in Bezug auf Putin ein sehr aktuelles Buch der Stunde.