Ruth Lember ist Professorin für Ethik und am Höhepunkt ihrer akademischen Karriere angelangt. Sie steht kurz vor der Berufung in den imageträchtigen Ethikrat und ihr Mann Ben gewinnt eine Ausschreibung als verantwortlicher Architekt für ein Einkaufszentrum, ein Leuchtturm-Projekt. Doch die Welt von Ruth gerät in absolute Schieflage. Sie wird von einem Hund gebissen, als sie durch den Park joggt. Die Studenten und Studentinnen mit sehr viel Wokeness, die ihr akademisches Fach herausfordern. Und schliesslich taucht ein Liebhaber aus der Vergangenheit auf, der sie mit ihrer Vergangenheit als Aktivistin konfrontiert. Und was läuft da zwischen ihrem Mann Ben und der jungen neuen Kollegin im Büro? Das Buch thematisiert das Scheitern an den gesellschaftlichen Fragen der heutigen Zeit. Wir bewegen uns im gehobenen Milieu der Akademiker*innen und ihrer Konfrontation mit der “letzten Generation”. Den Zwängen, den Fesseln einer Frau, die so auf ihre Unabhängigkeit bedacht ist. Ulrich Woelk gelingt ein Buch, das zum Denken anregt und dessen Handlung unaufgeregt, dennoch sehr lesbar und durchaus packend kleine und grosse Brüche eines Lebens erzählt. Ein schönes und entwaffnenden Buch, das alle aktuellen Themen anspricht, ohne grosse Antworten zu liefern, was durchaus ehrlich und erfrischend ist.