Inzwischen bereits in der 71.Auflage erschienen, hat dieses Buch seit 1962 Generationen junger Leser fasziniert und bis heute nichts von dieser Faszination eingebüßt. “Cooles Buch” war ein vielgehörter Kommentar, als ich jüngst meinen Nichten und Neffen daraus vorlas.
Der listige und clevere Kasperl mit seinem geradlinigen, etwas einfältigen Freund Seppel, denen es gelingt, nach einigen abenteuerlichen Tagen den gefährlichen Räuber Hotzenplotz zu fangen, sind dabei die Identifikationsfiguren der Kinder. Sie erweisen sich als erfolgreicher als der Wachtmeister Dimpfelmoser, ein Polizist mit Pickelhaube. Die Großmutter ist eine den Kindern vertraute Figur. Der Räuber tut ihr gleich zu Beginn des Buches Leid an, indem er sie überfällt und die Kaffeemühle stiehlt, die ihr Kasper und Seppel geschenkt haben. Heute ist ein solches, mit der Hand betriebenes Haushaltsgerät vielleicht etwas antiquiert, wird aber von den jungen Lesern trotzdem leicht verstanden.
Die Handlung ist spannend und so aufgebaut, dass man dem Ende entgegenfiebert. Für so manchen Leseanfänger, auch für mich, war “Der Räuber Hotzenplotz” das erste “dicke Buch”, das er allein durchgelesen hat. Es regt zu eigenem Nachdenken über eine Reihe von Fragestellungen an. Außerdem verschafft es die Erfahrung, wie es ist, in die von einem guten Roman geschaffene ganz eigene Welt spannender Verstrickungen und fremder, doch zugleich irgendwie vertrauter Menschen einzutauchen. Trotz mancher Umwege in der Handlung bleibt es doch überschaubar.
Die oben genannten Akteure machen fast schon die komplette Liste der handelnden Personen aus. Außer ihnen spielen nur noch der böse Zauberer Petrosilius Zwackelmann und die wunderschöne Fee Amaryllis mit. Letztere bleibt trotz ihres wichtigen Beitrags bei der Überwältigung der beiden Bösewichter (Räuber und Zauberer) etwas blass. Daraus zu schließen, dass es sich eher um ein Jungs- als ein Mädchenbuch handelt, ginge aber vielleicht etwas zu weit, weil das Buch sowohl von Jungen als auch von Mädchen geliebt wird.