Julian leidet seit seiner Kindheit an Visionen, welche ihn so erschrecken, dass an ein normales Leben nicht zu denken ist. Erst durch lange Therapie und Medikamente kriegt er die Visionen in den Griff und schafft es, von zuhause auszuziehen und an die Uni zu gehen. Doch an einem Klassentreffen wird er damit konfrontiert, dass an seinen Visionen etwas dran und Warnungen vor schlimmen Ereignissen sein könnten. Kann Julian diese Ereignisse durch Einschreiten verhindern oder tritt er damit nur noch schlimmere Ereignisse los?
Ich bin seit Erebos und Kryptos ein grosser Poznanski Fan und auch ihre Krimis überzeugen mich. Weshalb klar war, dass ich auch dieses Buch lesen muss. Ursula Poznanski schafft es mit ihren Jugendbücher immer wieder, grosse Spannung zu erzeugen, welche sich nachher in einem grandiosen Finale entlädt. Genau das hatte ich auch in Oracle wieder erwartet. Leider konnte mich das Buch weniger überzeugen, als es andere getan haben.
Ich denke, dass liegt etwas daran, dass das Pacing für mich nicht ganz gestimmt hat. Im Buch gibt es zwei grössere Storylines und Julian wechselt ständig von der einen zur anderen ohne dass sich die beiden grossartig überschneiden. Erst am Ende wird klar, was die beiden miteinander zu tun haben. Dennoch lassen die Zusammenhänge gerade da etwas zu wünschen übrig und vieles verlässt sich auf die Wahrnehmung von Julian. Obwohl ich normalerweise die Protagonist*innen in Poznanskis Bücher sehr mag wurde ich auch mit Julian nicht so wirklich warm. Obwohl wir alles aus seiner Sicht miterleben, hatte ich das Gefühl, seine Beweggründe nachvollziehen zu können. Seine Handlungen sind zum Teil sehr übergriffig und hätten sich mit klärenden Gesprächen wahrscheinlich lösen können. Verständlicherweise allerdings hat er zuviel Angst davor, als verrückt abgestempelt zu werden, denn nichts anderes ist ihm als Kind passiert. Doch anders als in der Vergangenheit hat er nun ein paar Freunde und eine Umfeld, dass ihm tatsächlich Glauben schenkt.
Grundsätzlich aber fand ich die Idee hinter dem Buch sehr spannend und und finde sie auch gut umgesetzt. Dinge wie eine esoterische Zeitschrift, welche sich mit dem Phänomen beschäftigt zum Beispiel oder eine Person, die Julians Fähigkeit zu Profit machen möchte, finde ich sehr realistisch. Auch sonst finde ich den fantastischen Anteil sehr gut in Kontext gebracht und die Elemente gut umgesetzt. Auch die anderen Figuren, wie Sonja, Julians Therapeutin, welche nur versucht, Julian zu helfen oder Julians Mitbewohner haben es mir sehr angetan. Sie kommen mir als Figuren runder vor, als Julian selbst. Auch das Finale am Ende war sehr gut umgesetzt und habe ich so nicht kommen sehen und rückt für mich das Buch in ein besseres Licht.
Abschliessend kann ich sagen, dass das Buch einer spannenden Idee folgt, welche zwar nicht ideal umgesetzt wurde, dennoch aber Spass beim Lesen macht. Ein klassischer Poznanski-Jugendroman welcher ich gerne empfehlen werde. Definitiv nicht ihr bestes Werk aber dennoch lesenswert und gerade für Fans ein Must-have. Es liest sich genauso gut wie ihre anderen Romane und auch wenn ich Probleme mit dem Pacing hatte, so kann man durchaus sagen, dass ihr Schreibstil das fast wieder wettmacht. man darf es sich also in diesem Herbst nicht entgehen lassen.