AQUILA ist ein ein durchaus unterhaltsamer, aber auch komplexer, spannender Thriller in typischer Poznanski-Manier.
Er bietet eine sehr interessante Geschichte um ein Rätsel und die Wiedergewinnung der eigenen Erinnerungen (siehe Klappentext), ein wunderschönes Setting (die Stadt Siena in Italien und die Umgebung), den wie immer flüssigen und daher exzellent zu lesenden Schreibstil der Autorin, interessante Wendungen und Erkenntnisse im Laufe der Story, und das alles schick verpackt und liebevoll gestaltet (grandioses Cover-Layout!) vom Loewe Verlag.
Ein paar kleine Abstriche gibt es hier dennoch, und das mache ich bei U. Poznanski zum ersten Mal bei einem ihrer Bücher. Wobei das immer noch Meckern auf hohem Niveau ist… Jedoch sind die Erwartungen auch sehr hoch nach ihren grandiosen anderen Büchern wie “Thalamus”, “Elanus” und besonders “Saeculum”.
Die Charaktere riefen dieses Mal längst nicht so viel Sympathie hervor wie sonst üblich in ihren Geschichten. Hauptfiguren Nika und Stefano wirken zwar greifbar, aber dennoch etwas zu dünn. Da hätte ich mir persönlich noch mehr Charaktertiefe gewünscht. Und die Figur Jenny ist eine pure Psychopathin, wie aus dem Lehrbuch - fast zu perfekt. Hier wären Hintergründe und psychologische Analysen oder zumindest Hinweise hierauf sicher hilfreich gewesen, um das Handeln von Jenny nachvollziehen zu können. Weiterhin ist das Verhalten von Nika oft sehr naiv, zurückhaltend und manchmal fast hanebüchen…das sorgt nicht sonderlich für Sympathie, zumindest bei mir nicht. Auch ihr generelles Handeln erschien mir oft zu impulsiv und unlogisch für ihren eigentlich guten Verstand.
Weiterhin gefiel mir der Schreibstil von Frau Poznanki diesmal nicht ganz so gut wie sonst immer. Er wirkt nicht ganz so raffiniert und ausgefeilt wie in ihren anderen Büchern. Allerdings ist die Geschichte recht voll beladen mit Charakteren und wird zu Ende hin immer verstrickter, sodass mehr Nennung von Details schön gewesen wäre. Man braucht teilweise enorm viel Vorstellungskraft für den Verlauf der Dinge… Daher bleibt die Spannungskurve bis zum Schluss eher auf mittlerem Niveau, und steigt dann plötzlich rapide an.
Aber dennoch: AQUILA ist ein tolles Buch, spannend zu lesen, reichhaltig vom Inhalt und den Figuren her und lässt einen absolut miträtseln und mitfiebern - Darin ist Ursula Poznanski echt eine Meisterin.