Felix Sell, selbstständiger Landschaftsgärtner mit Jobs, die Dunkelheit erfordern, findet in einer alten Platte zwei LSD-Pillen, die er vor 44 Jahren mit seiner grossen Liebe, Nicole, just an dem Abend nehmen wollte, an dem Nicole mit ihm Schluss machte. Jetzt, mit 64 Jahren, neben seinem neuen Bücherregal sitzend, betrachtet er die beiden Pillen in seiner Hand und beschliesst, sie allein auszuprobieren. Kurz darauf kratzt es an seiner Wohnungstür. Davor: ein Englisch sprechender Hund. Und nun geht der Trip erst richtig los.
Ich habe vor einigen Jahren bereits «Keiths Probleme im Jenseits» gelesen und Reichlin bleibt diesem speziellen Stil auch in seinem neuen Werk treu. Ein auf Aussenstehende eher unscheinbar wirkender Protagonist wird mitten hinein katapultiert in eine völlig absurde Situation. Drogen sind auch mit im Spiel und natürlich Reichlins Humor, der sich aus scharfzüngigen Beobachtungen und Situationskomik speist.
Der allwissende Erzähler berichtet aus Felix’ Sicht in der dritten Person. Gut die erste Hälfte des Romans umfasst die 24 Stunden nach Einwerfen der Pillen und dem Auftauchen des Hundes. Diese starke Dehnung beinhaltet auch regelmässiges Abschweifen in Felix’ Gedanken. Ein wahrer Stream of Consciousness, den ich einerseits sehr unterhaltsam, aber nach einer Weile auch ein ganz klein wenig ermüdend fand. Die Kapitel markieren daher in der ersten Hälfte auch nicht wirklich Einschnitte. Die zweite Hälfte hingegen rafft die Ereignisse, die sich nun über einen guten Monat erstrecken, teils zusammen. Auch hier folgen wir Felix immer wieder auf seinen teils wirrer werdenden Gedankengängen und von Berlin ins Tessin und schliesslich nach Florida.
Felix hat mich gerade zu Anfang immer wieder überrascht, so zum Beispiel im Hinblick auf seine berufliche Tätigkeit. Den Verschwörungstheorien der zweiten Hälfte konnte ich nicht mehr ganz folgen. Der Autor versucht am Ende noch einige offene Fragen zu klären (darunter: Wie und warum kam der Hund überhaupt zu Felix?), bleibt jedoch Antworten schuldig. Das hat mich allerdings nicht sonderlich gestört. Ich hatte auch eher den Eindruck, dass der Autor selbst sich beim Schreiben hat treiben lassen, ohne genau zu wissen, wohin ihn diese Reise führt. Ob das Buch wirklich so experimentell entstanden ist, weiss ich nicht, aber die Idee finde ich spannend.
«Der Hund, der nur Englisch sprach» ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss, das anders ist und vor allem unterhalten will und dieses Ziel hat Reichlin meiner Meinung nach erreicht.