(Inhalt vgl. Cover)
Weil ich vor ein paar Jahren selber in der Antarktis unterwegs war und weil ich Biographien von Frauen im letzten Jahrhundert besonders mag, bin ich auf dieses Buch aufmerksam geworden. Die lebendige und teilweise detailgetreue Beschreibung z.B. der Adeliepinguine hat mich in Gedanken an den Weissen Ort zurückreisen lassen.
Ich mag den Schreibstil und die Erzählweise. In kurzen Kapiteln, aber nicht ständigen Szenewechseln, und zwei Erzählsträngen beschreibt die Autorin die verschiedenen Lebensphasen von Caroline Mikkelsen. Aufgrund des Titels war ich überrascht - fand es aber nie langweilig - wie lange die Einleitung dauerte (bis zur Hälfte des Buches), bis die Hauptprotagonistin mit ihrem Mann auf die Reise in die Antarktis aufgebrochen ist. Durch den Schreibstil konnte ich mir das Leben auf dem Schiff sehr gut vorstellen. Was mir ebenfalls gefallen hat, dass wir vom Alltag, von den Fragen und Gedanken im Leben von Caroline Mikkelsen durch ihre Briefe an ihre jüngere Schwester erfahren haben. Zudem haben mich ein paar Aussagen zum Schmunzeln gebracht. Beispiele:
- “Die Wohnungen liegen im schlimmsten Hafenviertel. Da weiss man vorher, dass die Wände faulig sind und die Sitten auch.”
- (…) “während Mutter mit einem Staubwedel in der einen Hand und einem Möbelpoliturtuch in der anderen Hand um ihn (Vater) herumschwirrte und die gesamte Wohnzimmereinrichtung abwechselnd mit beiden Händen auf Vordermann brachte, wobei es Caroline nicht gewundert hätte, wenn Mutter auch die Glatze von Vater poliert hätte.”
Ein Grossteil des Buches basiert auf Fakten und deutet auf eine umfangreiche Recherchearbeit und -qualität hin. Dadurch und auch durch die bildhafte Beschreibung entsprechender Szenen hat mir das Buch wieder einmal vor Augen geführt, wie privilegiert unsere Generation ist, dass wir selbst bestimmen können, welchen Beruf wir wählen und in welcher Form wir den auch ausüben. Bewusst wurde mir auch wieder, in welches “Gesellschafts-Korsett” sich die Frauen noch bis lange im letzten Jahrhundert zwingen mussten und nur mit schmerzhaften Konsequenzen ihre Wünsche und Bedürfnisse versuchen konnten durchzusetzen.
Die Ergänzung durch einen Nebenschauplatz mit wenigen Protagonisten fand ich interessant, lediglich den Schluss fand ich etwas “aufgesetzt” und hätte aus meiner Sicht weggelassen werden können.