Bei Mrs Dalloway stehen für mich Stil und Sprache eindeutig im Vordergrund. Diese Darstellung der Bewusstseinsstöme auf diese unkonventionelle Art macht den Roman für mich zum Meisterwerk. Der Inhalt ist weniger eine Geschichte, es ist vielmehr eine Abbildung einer Gesellschaft und das Bestreben, dieser gerecht zu werden. Es geht hauptsächlich um Erwartungen an das Leben und den Umgang mit unerfüllten Wünschen oder Vorstellungen.
Es gibt eine lange Liste von Charakteren, Haupt- und Nebenfiguren, welchen genügend Raum gewährt wird, um «ihre Sicht darzustellen». Der Fokus liegt nicht auf dem was sie Protagonisten tun, seondern was sie denken, fühlen, fürchten, hoffen. Die inneren Dialoge der Charaktere zeigen, dass sie aus verschiedenen Gründen frustriert oder unzufrieden mit ihrem Leben, mit ihren Entscheidungen oder Entscheidungen anderer sind. Sie scheinen immer wieder mit nagenden inneren Ängsten, Befürchtungen und Schamgefühlen konfrontiert zu werden. Fast alle Figuren sind in irgendeiner Form mit- oder ineinander verwoben.
Ich finde es sehr schön, wie man als Leser mit dieser Bewusstseinsdarstellung aus unterschiedlichen Perspektiven durch das Buch geführt wird. Mrs Dalloway zu lesen braucht etwas Zeit und Konzentration, wer sich aber diese Zeit nimmt, wird mit einem sprachlich hochstehenden Gesellschaftsroman belohnt.