Dieses Buch hat mich gepackt. Wie schon in 4 3 2 1 verschachtelt Paul Auster verschiedene Geschichten. Zufälle - ein Hauptprotagonist, der sich meistens durch Zufälle treiben lässt.
Marco Stanley Fogg - auch M S Fogg genannt, wächst mit seiner Mutter auf. Diese stirbt früh und er bleibt bei seinem Onkel Victor. Bei dessen Tod stürzt er in eine Lebenskrise, lebt als Obdachloser in einem Park, in einer Art Höhle. Aus dieser findet er wieder heraus. Mit seiner Arbeit bei Thomas Effing kann er seine Existenz sichern. Dieser berichtet ihm über sein sehr abenteuerliches Leben, bei dem ebenfalls viele Zufälle mitspielen, auch er hat eine Zeit lang ein Höhlenleben geführt, fast zufällig dem Tod entkommen. Kitty Wu spielt eine wichtige Rolle in seinem Leben - eine grosse Liebe, die man auch sehr gerne miterlebt. Im Lauf der Geschichte kommt M S Fogg seiner eigenen Lebensgeschichte auf die Spur und findet sogar heraus, wer sein leiblicher Vater ist.
Die Geschichte ist sehr spannend. Es sind bewegende Geschichten, die emotional Kraft haben und nie rührselig herüberkommen.
Austers Sprache ist ein Genuss - geschliffen, gekonnt, auf den Punkt gebracht. Ein Buch, das man mitnehmen könnte in eine Wochenende auf der Alp, an einem Fluss oder irgendwo, wo man einfach in die Geschichte versinken kann.
Ein weiteres Lieblingsbuch.
Es war ohne Frage eins der denkwürdigsten Dinge, die ich jemals erlebt habe, und heute glaube ich, dass es mich von Grund auf geändert hat. Ich rede jetzt nicht bloss von Sex oder dem Wandel der Begierden, sondern von einem dramatischen Einstürzen innerer Mauern, einem Erdbeben im Herzen meiner Einsamkeit.
Effing entzündete die Kerte auf dem Tisch und nahm sie mit in den interen Teil des Raumes, um die dunklen, vom Tageslicht nicht mehr erhellten Winkel zu erforschen. An der linken Wand fand er ein Bett und in dem Bett lag ein Mann. Effing nahm an, dass der Mann schlief, doch als er sich, um seine Gegenwart anzuzeigen, räusperte und keine Antwort bekam, beugte er sich nieder und hielt dem Fremden die Kerze übers Gesicht.
Selbst heute noch überwältigt mich das Mitleid, wenn ich an Barber denke. Wenn ich meinen Vater auch nie kennengelernt hatte, so wusste ich doch immerhin, dass da einmal ein Vater gewesen war. Irgendwoher muss ein Kind ja schliesslich kommen und der Mann, der dieses Kind zeugt, wird wohl oder übel Vater genannt.
Wir waren stets zur falschen Zeit am rechten Ort, zur rechten Zeit am falschen Ort, liefen ständig aneinander vorbei, waren immer nur Zentimeter davon entfernt, der ganzen Sache auf den Grund zu kommen. Darauf läuft die Geschichte wohl hinaus. Eine Reihe verpasster Chancen.