Yeshi ist zurück und nimmt alle ab 9 Jahren erneut mit in ihr ereignisreiches Leben.
Seit dem ersten Abenteuer, auf das sich die Ich-Erzählerin immer wieder mit Andeutungen bezieht (es empfiehlt sich daher, die Bücher der Reihe nach zu lesen), ist ein Jahr vergangen. Yeshi ist jetzt zehn Jahre alt, als ein neues Mädchen an ihre Schule kommt: Liv, mit einem finnischen Vater, jeder Menge Markenklamotten, BFF-Armbändern für alle – ausser Yeshi – und dem festen Wunsch, im Weihnachtsmusical der Klasse die Belle aus «Die Schöne und das Biest» zu spielen. Das will Yeshi auch – aber als sie das sagt, gucken die anderen so komisch. Warum? Ein klarer Fall für Agentin Yeshi.
Diesmal konzentriert sich Gabriela Kasperski vor allem auf die Repräsentation von Diversität in unserem Kulturgut. Denn Yeshi muss ganz schön lange suchen, bis sie beispielsweise eine Schwarze Prinzessin findet. Zwischenzeitlich verfällt sie auch einer Influencerin, die ihr zeigen möchte, wie sie ihre Haut aufhellen und ihre Haare glätten kann. Mit 227 Seiten ist «Agentin Yeshi» ein Buch für geübte Leser*innen.
Die Sätze sind, wie im ersten Band, klar und einfach. Die Kapitel sind im Schnitt etwa acht Seiten lang, die Leseportionen somit überschaubar. Illustrationen gibt es auch in diesem Buch keine. Die Handlung setzt im Herbst, unmittelbar nach den Ferien ein und endet in den Weihnachtsferien. Yeshis Wortwahl ist gewohnt kreativ, Neuschöpfungen aus dem ersten Band kommen auch hier vor, und ehrlich, wenn sie Fremdwörter, mit denen sie Mühe hat, auch so aufschreibt, wie sie sie spricht (bspw. «konzertiert» statt «konzentriert»). Diese Wörter werden je durch Kursivschreibung hervorgehoben. Mit ihren Schwächen geht sie offen um und lässt sich durch sie auch nicht davon abhalten, für ihre Überzeugungen einzustehen. Toll ist wieder einmal, wie körperlich erlebbar sie ihre Gefühlswelt schildert!
Yeshi wurde in Äthiopien geboren und ist in der Schweiz bei ihrer Herzmama und ihrem Herzpapa aufgewachsen. Sie erlebte in ihrem ersten Abenteuer immer wieder Rassismus und auch dieses Mal spielt ihr Anderssein eine Rolle. Aber im Vordergrund stehen der demokratische Abstimmungskampf in der Klasse über das Musical, Intrigen vonseiten Livs, Bewährungsproben einer Freundschaft, ein Krimi um zwei rätselhafte Erwachsene und Diebesgut und die Frage, wie weit wir bereit sind zu gehen, um dazuzugehören. Gabriela Kasperski versetzt sich erneut überzeugend in die Situation ihrer zehnjährigen Heldin hinein, die wieder voller Ideen und Tatendrang steckt, zuversichtlich, fair, hilfsbereit und resilient ist. «Agentin Yeshi» zu lesen macht Spass und ganz nebenbei trägt Gabriela Kasperski mit ihrer Reihe dazu bei, unsere Kinder- und Jugendbücher vielfältiger zu machen.