Das Verbrechen von David Grann. Lasst euch von dem Titelbild und den diversen Untertiteln nicht verwirren denn dahinter verbirgt sich (trotz der Aufschrift Thriller) nicht wirklich ein Thriller. Es ist vielmehr eine sachliche Analyse einer Mordserie an den Osage, einer nordamerikanischen indigenen Bevölkerungsgruppe.
Die Osage gehörten Anfang des 20. Jahrhunderts zu den reichsten Menschen der Welt dank diverser Ölvorkommen in ihrem Reservat. Eine Mordserie sondergleichen erschüttert den Stamm und ruft Ermittler sowie das neu gegründete FBI auf den Plan um das Mysterium um die Morde aufzuklären.
Ich wusste nicht ganz was mich beim Lesen erwartet aber war dann positiv überrascht wie neutral und sachlich der Autor über das Geschehen berichtet. Ich hatte nie das Gefühl, dass die Geschichte anfängt auszuarten oder der Autor zu stark vom eigentlichen Geschehen abweicht. Alles ist sehr gut recherchiert und fügt sich nahtlos von reinen Recherche Ergebnissen zu einer kohärenten Geschichte zusammen. Es verkommt nie zum reinen Sachbuch oder zur klassischen „Geschichtsbuch-Lektüre“ aber auch nicht zum aufgeblasenen blutigen Über-Thriller.
Das Buch ist unterteilt in drei Chroniken. Jede dieser Chroniken erzählt dabei einen gewissen Abschnitt der Geschichte. Angefangen in den frühen 1920ern mit den Morden über die Recherchearbeit in der zweiten Chronik bis hin zur dritten Chronik - spielend in der Gegenwart - welche sich abschliessend noch mit der Aufarbeitung einer traumatisierenden Vergangenheit beschäftigt.
Sehr spannend sind die Bezüge, die man bis heute noch zu einer Geschichte ziehen kann, die sich vor über 100 Jahren zugetragen hat. Themen wie der Umgang mit indigenen Bevölkerungsgruppen, Rassismus oder auch die Rolle von Macht und Geld in politischen Prozessen sind alle sowohl Teil dieses Buches als auch unserer Gegenwart.
Das Verbrechen (engl. Killers of the Flower Moon) kommt Ende des Jahres 2023 ins Kino. Unter Regie von Martin Scorsese u.a. mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle.