Ich bin Hype-Büchern gegenüber immer sehr skeptisch und tendiere auch eher dazu, diese Bücher letztendlich nicht gut zu finden. Ich hatte schon im Vorfeld so hohe Erwartungen an das Buch, so dass ich immer mehr die Befürchtung hatte, die Geschichte könnte diesen nie gerecht werden.
Mit vorsichtiger Neugier fing ich an zu lesen, immer im Hinterkopf behaltend, dass die meisten Hype-Bücher in den letzten Jahren einfach nichts zu für mich waren. Aber diese Vorsicht konnte ich nach den ersten hundert Seiten getrost fallen lassen. Ich weiß nicht, bei welchem Buch das als letztes passiert ist, aber meine Erwartungen wurden nicht nur erfüllt, sie wurden stellenweise sogar übertroffen.
Violet ist eine wunderbare Protagonistin gewesen. Offenherzig, loyal, witzig und mit scharfer Zunge. An sich genauso, wie ich es mir in so vielen YA und NA Büchern schon gewünscht habe. Ich mochte sie auf Anhieb und freue mich jetzt schon auf den zweiten Band.
Und auch die Nebencharaktere mochte ich, wobei viele leider zu blass waren und auch im Laufe der Geschichte wenig Tiefgang hatten. Hier erinnerte mich das Buch leider zu sehr an die Fehler, die gerade im NA Bereich in der Fantasy gemacht werden. Wenn schon viele Charaktere eingeführt werden, dann muss sich auf die Zeit genommen werden, diese vernünftig aufzubauen.
So wären auch die zwischenmenschlichen Beziehungen etwas besser zur Geltung gekommen. Anfangs hatte ich das Gefühl, dass die Autorin sich sehr viel Mühe machte, um emotionale Bindungen entstehen zu lassen, ruhte sich dann aber im Laufe der Geschichte zu sehr darauf aus. Erste, zarte Bande waren auf jeden Fall spürbar zwischen Violet und ihren Freunden, aber es blieb über das gesamte Buch hinweg einfach zu flach.
Nur die Beziehung zwischen Menschen und Drachen fand ich besser dargestellt, doch auch hier sind eine Menge Fragen offen.
Denn so gut ich die Geschichte auch fand, sie hat doch auch einige Schwächen. Zum einen fand ich das World Building nicht ganz so zufriedenstellend. Ich mag es eher im Sanderson-Stil: Gib mir die volle Dröhnung, damit ich mir ganz genau vorstellen kann, wie die Welt aussehen soll und wie die Magiesysteme funktionieren. 50 oder 100 Seiten mehr hätten dem Buch nicht geschadet. Ich möchte so viele Fragen noch beantwortet haben und hoffe, dass diese in Band 2 aufgegriffen werden.
Die Atmosphäre war für mich auch nicht immer greifbar. Erst wird eine bedrohliche und gefährliche Atmosphäre im Hintergrund geschaffen, wird aber je nach Situation schnell zu kuschelig angepasst. Zum Beispiel werden die Drachen als Tod bringend und unheimlich gefährlich dargestellt, die niemals einen anderen Reiter auf ihrem Rücken dulden würden, haben sie sich erst einmal gebunden. Mitten im Gefecht ist davon aber plötzlich keine Rede mehr. Außerdem sterben Charaktere wie die Fliegen. Also nicht falsch verstehen, es herrscht Krieg, es geht nicht um eine spaßige Ausbildung für Personen, die ein bisschen Schwerter schwingen sollen und genau da finde ich es gut, dass die Autorin diese Brutalität durchscheinen und Charaktere auch mal sterben lässt. Aber bei einem Großteil der Tode spürte ich einfach … nichts. Es war mir als Leser vollkommen gleichgültig und ich finde es schade, dass hier nicht die Situationen genutzt wurden, um genau diese Bedrohlichkeit wieder in den Fokus zu rücken.