Im zarten Alter von 8 Jahren wird Beth Harmon in einem Waisenhaus von dessen Hausmeister in die Mysterien des Schachspiels eingeführt. Schnell wird ihr Talent erkannt und sie kann sich in einigen Partien außerhalb des Waisenhauses Respekt erspielen. Fast gleichzeitig entdeckt sie auch die Wunderwirkung von Beruhigungspillen, die den Kindern verabreicht werden, um sie gefügiger zu machen. Dies ist nur die erste von diversen Süchten, die Beth lange begleiten werden. Als sie 13 ist wird sie adoptiert und kann ihre Mutter schnell davon überzeugen, dass Schach ihre Berufung und ihr Lebensinhalt darstellt, so dass die beiden durch die Weltgeschichte reisen, um ein Turnier nach dem anderen zu bestreiten. Wie andere Romane oder Comics lesen verschlingt Beth ein Schachbuch nach dem anderen, spielt Partien nach, oftmals nur in ihrem Kopf und wird über Nacht zum Wunderkind. Nach einem überraschenden und tragischen Verlust wendet sie sich zusehends dem Alkohol zu und setzt damit fast alles aufs Spiel, denn ihr Weg müsste eigentlich direkt zu dem besten Schachspieler der Welt führen: dem Russen Vasily Borgov.
Es besitzt keinerlei intellektuelle Tiefe, der Handlung lässt sich auch im Halbschlaf folgen und Kritik an vorherrschenden gesellschaftlichen Normen der 1950er und 1960er gibt es nur am Rande. Trotzdem ist es ein gutes Buch, dessen Lektüre von Leichtigkeit begleitet wird und den Leser*innen immer wieder klar macht, dass man über alles interessant schreiben kann, wenn man das nötige Talent besitzt. Nie hat mich Schach interessiert und nie hätte ich gedacht, dass ich bei einer Geschichte genau darüber am Ball bleiben würden. Aber so war es bei der Serie und auch bei diesem Buch. Man muss aber zugeben, dass Walter Tevis sich mehr Mühe gegeben hat den Leser*innen das Spiel nahezubringen und ihm mehr Seele eingehaucht hat, als den meisten Figuren. Eigentlich ist nur die Hauptfigur ein halbwegs dreidimensionaler Charakter, die Nebenfiguren bleiben über weite Strecken blass. Es ist ein Buch über eine Außenseiterin, die zwar berühmt wird und sich Respekt verschafft, die aber dennoch eine Außenseiterin bleibt. Dass ihr Geschlecht dabei eine große Rolle spielt wird regelmäßig von Tevis wiederholt. Genauer betrachtet wird es leider nicht. Ebenso bleibt der Kalte Krieg ein grauer Nebel am Horizont, aber es ist unübersehbar, dass der Autor zumindest in Ansätzen erwähnen wollte, dass man als guter Amerikaner den bösen Russen zu besiegen hat. Auch wenn der Russe letztendlich gar nicht so böse war. Menschlich stellt er ihn aber dennoch nicht dar. 4 Buchpunkte für ein Buch, dessen Lektüre weitestgehend Spass gemacht hat, das zwar keine große Herausforderung darstellt, aber schon aufgrund des Themas auch nicht unbedingt der Trivialliteratur zuzuordnen ist. Es fehlt letztendlich ein bleibender Mehrwert, aber eine schöne Zeit kann man mit diesem Buch zweifelsfrei haben.