Drei Lebensgeschichten, die Alex Capus meisterhaft und temporeich verwebt. - Zwar sind sich Emile Gilliéron, Laura d’Oriano und Felix Bloch nie wirklich begegnet, obwohl sich ihre Leben teilweise zur gleichen Zeit abspielten. Fiktiv lässt daher Capus die Biografien im ‘Möglicherweise’ einen gemeinsamen Berührungspunkt im Bahnhof Zürich finden, wo Laura im Orientexpress, auf dem Weg nach Frankreich mit ihrer Familie hält, Emil mit der Urne seine Vaters unterwegs an den Genfersee ist und Felix am Güterbahnhof zum x-ten Mal Vaters Wille verwirft - um dann doch Maschinenbau zu studieren.
Die Lebensbilder könnten nicht unterschiedlicher sein - und haben letztendlich doch einen gemeinsamen Nenner: geworden zu sein, was man par-tout nicht werden wollte…
Es ist spannend zu lesen, wie sich die einzelnen Personen im Leben bewegen, sich entwickeln, auf Abwege geraten - und nur Felix Bloch kann letztendlich (trotz Atombombenbau-Beteiligung) den Jugendtraum ‘etwas Friedfertiges’ zu machen, noch verwirklichen (und erhält gar den Nobelpreis für Physik).
Sehr interessant sind aber auch die historischen Gegebenheiten um die Ausgrabungen in Griechenland (Gilliéeron), der Aufbau der Atomphysik in Zürich und Leipzig, sowie der 2. Weltkrieg und Los Alamos (Bloch) und Lauras Spionage gegen Italien/Deutschland.
Geschickt füllt Capus allfällige Lücken mit ‘es könnte sein - doch wir wissen es nicht’ - bunt ist seine Spekulation, aber immer passend - das ganze Büchlein sprudelt von Erzähl- und Fabulierlust.
Die Wechsel der Personen, die im Zentrum stehen, kommt meist unvermittelt, manchmal mit einem * unterteilt. Man muss also durchaus vif sein, um immer zu wissen, wo man grad ist - ja, und hie und da könnte es sein, dass sich die eine oder andere Person doch begegneten… wir wissen es nicht, - doch…
Wirklich gute Unterhaltung - und dazu noch lehrreich.