“Gummistiefel, peruanische Mütze, zu grosse Gartenhandschuhe. Bereits für den Ackerboden.” (S. 120)
Inhaltsangabe
Amande steht mitten im Leben, als ein tragischer Unfall ihr ganzes Leben auf einen Schlag verändert. Wie betäubt, sucht sie ein Fluchtort und findet ein abgelegnes Häuschen in der Provinz Frankreichs. Obwohl Amande versucht die Aussenwelt aus ihrem Leben auszuschliessen, gelingt das gar nicht so einfach. So verirrt sich einmal ein Schmetterling in ihrer Küche und offenbart den wunderschönen Garten hinter dem Haus. Als Stadtkind eine Faszination und zugleich ein Ort, um sich fallen zu lassen und den Kummer zu spüren. Nach und nach getraut Amande sich, den Garten wieder zum erblühen zu bringen und schöpft daraus selbst Kraft.
Ich und das Buch
Das Buch stand nun bereits eine Weile in meiner Wunschliste und trotzdem war es schlussendlich ein impulsiver Kauf. Obwohl das Buch 346 Seiten hat, liest es sich sehr schnell. Nicht weil der Inhalt nicht zum Nachdenken innehält oder leichte Kost wäre, sondern vielmehr weil es wie ein Atemzug erscheint. Das Buch ist an sich voller Tragik und ich weinte die erste Hälfte wahrscheinlich durchgehend und trotzdem hat es etwas banales. Es erzählt von den schlimmsten Verlusten, während es gleichzeitig ein sehr unaufgeregter Handlungsverlauf hat. Was aber völlig passend war.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Amande geschrieben und spielt im Jetzt ab, aber es gibt immer wieder Erinnerungseinschübe. Dieser Blick in die Vergangenheit ist wichtig zu Beginn und hilft alles besser zu verstehen und mit Amande zu leiden. Auch lebt Amande viel mehr in der Vergangenheit, dadurch machte das Sinn. Desto mehr Zeit im Buch vergeht, umso mehr wird auch Amandes Leben wieder bunter.
Die Charaktere sind durchdacht und authentisch. Amande ist klar im Fokus, aber aus meiner Sicht hat Melissa da Costa es hervorragend geschafft, den anderen Figuren realistische Charakterzüge zu geben. Spannend fand ich, dass es im Ganzen eigentlich relativ wenig direkte Analoge gab. Es machte Sinn, denn Amande wollte ja abgeschieden sein. Trotzdem schaffte es die Autorin subtil den Lesenden zu vermitteln, welche Prozesse die anderen Figuren durchgegangen sind und was der tragische Umfall bei anderen auslöste. Das finde ich sehr gut gelungen. Amande selbst ist aus meiner Sicht sehr authentisch. Auch wenn manche Dinge lustig erschienen, so fand ich es immer realistisch. Ich habe das Gefühl, dass viele so reagieren würden, hätten sie auch die Möglichkeit dazu (Amande ist klar privilegiert, dass sie sich diesen Freiraum so gestalten konnte).
Der Inhalt des Buches hat mich unglaublich gerührt. Die kleinen Details, aber auch die Liebe, die ich immer wieder durch die Seiten spüren konnte, haben mich demütig zurückgelassen. Das Leben kann so tragisch sein und damit umgehen zu können, ist eine Kunst. Für mich hat Melissa da Costa diesen Druck etwas weggenommen. Im Sinne: Es ist okay, wenn du eine Pause brauchst, damit du wieder lernen kannst zu atmen. Die Auseinandersetzung mit Trauer ist zwar einer der hauptsächlichen Schwerpunkte des Buches, trotzdem war es für mich nicht im Zentrum. Die Verbindung mit dem Garten fand ich gelungen und ich kann mir vorstellen, dass es schön ist, einer solchen Arbeit nachgehen zu können.
Fazit
Ich bin bereits seit längerem keinen Buch mehr so intuitiv verfallen. Die Kombination von dahinplätschernd und höchst tragisch war für mich unglaublich passend, um über Verlust zu schreiben. Empfehlen würde ich es Menschen, die bereits sind, sich mit Trauer auseinanderzusetzen und in den kleinen Details die Magie finden.