Die deutsche Ausgabe dieses Buchs heisst “Apfeltage”, aber nach der Leseprobe wusste ich sofort, dass ich das französische Original lesen wollte. Nach dem Lesen finde ich, dass allein schon die französische Sprache wesentlich zum Charme dieses Buches beiträgt.
Die Hauptprotagonistin, Amand Luzin, hat innerhalb weniger Stunden jeden Lebenssinn verloren: zuerst stirbt ihr Mann Benjamin in einem tragischen Unfall und bei Amand setzen durch den Schock die Wehen ein. Aber sie will nicht ohne ihren geliebten Benjamin ihre kleine Tochter gebären. Sie sträubt sich gegen die Wehen und als die Ärzte notfallmässig einen Kaiserschnitt vornehmen, wird die kleine Manon tot geboren.
Amand flieht vor ihrer liebenswürdigen Schwiegerfamilie und ihrer Muttert aus Lyon aufs Land in ein einsam gelegenes, älteres Haus. Dort vergräbt sie sich sich regelrecht - alle Fensterläden des Haus hält sie geschlossen, um sich ganz ihrem Schmerz und ihrer Trauer hinzugeben. Doch das Leben, lässt sich nicht einfach aussperren! Im Haus entdeckt sie bei den Hinterlassenschaften der alten Dame, der das Haus einst gehörte einen alten Kalender, der handschriftliche Notitzen zu Gartenarbeit, Rezepte und persönliche Anmerkungen enthält. Dann steht plötzlich die Tochter der alten Dame auf, Julie Hugues, vor der Tür. In winzigen Schritten beginnt Amande, den verwilderten Garten gemäss den Ratschlägen auf den Kalenderblättern wieder zum Leben zu erwecken…
Die Autorin erzählt sprachlich virtuos, sehr subtil und sehr sensibel. Sie lädt ihre Leser ein, alle Sinne und das Herz weit zu öffnen für das Vergängliche aber auch die Kraft und die Schönheit des Lebens, die aus dem Zyklus der Jahreszeiten erwächst. Das Buch macht Mut. Als Leserin begleitet man Amande hautnah und wird mitgenommen auf eine lange Reise. Die Geschichte berührt menschlich zutiefst, sie geht einem unter die Haut. Und sie klingt nach der letzten Seite noch lange nach.
Ein Buch weitab des Mainstreams. Ein Geschenk für eine liebe Freundin.