Inhalt
«Denn wer in einer Gesellschaft lebt, grenzt andere aus; wer Regeln versteht, will diese überwachen: wer Vertrauen schenkt, macht sich abhängig; wer Wohlstand erzeugt, schafft Ungleichheit und Ausbeutung; wer Frieden will, muss manchmal kämpfen.»
Unsere Gesellschaft hat sich über die Jahrhunderte hinweg verändert, neue Institutionen, Technologien, Wissensgebiete und -bestände sind entstanden und mit ihnen haben sich auch unsere Werte und Normen verändert. All diese Veränderungen haben das Verhalten der Menschen als Einzelne und als Gesellschaft verändert. Wir stehen vor der Aufgabe, mit diesen Veränderungen umzugehen und immer wieder Wege zu finden, die ein Miteinander möglich machen.
Hanno Sauer macht sich auf die Reise durch die Jahrtausende, er zeichnet die Geschichte der Gesellschaft und ihrer kulturellen und moralischen Entwicklung nach, um die aktuelle Krise zu erklären und aus dieser Erklärung heraus Hoffnung für die Zukunft abzuleiten.
Gedanken zum Buch
Moral ist immer eine konventionelle Entscheidung darüber, was zu einer Zeit an einem Ort von der entscheidenden Mehrheit als gut oder böse, als richtig oder falsch gesehen wird. Daraus ergeben sich dann die entsprechenden moralischen Normen, die für das Zusammenleben verbindlich sind. Diese Normen entstehen also nicht im luftleeren Raum, sondern sie fussen auf dem menschlichen Naturell und dessen Handlungmotivationen, auf Werten und Interessen.
«Als kooperativ wird ein Verhalten genau dann bezeichnet, wenn es das unmittelbare Selbstinteresse zugunsten eines grösseren gemeinsamen Vorteils zurückstellt.»
Menschen sind soziale Wesen, die allein und ohne Zugehörigkeit zu einer Gruppe kaum überleben können, zumal sie von Natur ziemlich verletzlich und damit auf Schutz angewiesen sind. Das Zusammenleben in einer und das Überleben einer Gruppe ist auf Kooperation angewiesen. Der Einzelne muss seine eigenen Interessen zugunsten des grossen Ganzen zurückstellen.
«Strafen halfen dabei, uns zu domestizieren, weil wir durch sie wichtige Fähigkeiten wie Selbstkontrolle, Fügsamkeit, Weitsicht und Friedfertigkeit erlernten, die ein Leben in wachsenden Gruppen möglich machten.»
Bei aller Einsicht in die Vorteile von gemeinsamen Normen und kooperativem Verhalten sind nicht immer alle bereit, sich auch daran zu halten, weil sie sich aus von diesen abweichenden Handlungen Profit versprechen. Um den Rest der Gruppe und damit auch das Zusammenleben zu schützen, hat man Sanktionen erfunden, welche das gemeinschaftsgefährdende Verhalten sanktionieren.
«Imperativ der Integration: Moderne Gesellschaften haben sich gefälligst zu bemühen, ererbte Formen sozialer Segregation und Benachteiligung durch aktive Inklusionsmassnahmen endlich zu überwinden.»
Man hört oft von der Krise der Gesellschaft und davon, dass diese gespalten sei. Rassismus, Sexismus und andere -ismen gefährden ein gerechtes Miteinander von verschiedenen und doch gleichwertigen Menschen. Unsere Anstrengung muss dahin gehen, diese Diskriminierungen und Ausgrenzungen zu überwinden. Die Hoffnung, dass das gelingen kann, besteht.
Fazit
Ein fundiertes, tiefgründiges, kompetentes und dabei doch gut lesbares Buch darüber, wie die Moral in die Gesellschaft kam, wozu sie gut ist, und wohin wir mit ihr gelangen wollen als Gesellschaft. Eine absolute Leseempfehlung für dieses grossartige Buch!