LeCarrés frühe Romane und ganz besonders dieser hier, sind einmalige Dokumente einer Zeit und Mentalität, die kaum ein halbes Jahrhundert zurückliegt und sich doch anfühlt, wie eine andere Welt. Natürlich ist da die ganze Spionagegeschichte und der Kalte Krieg, aber darunter werden tiefere Strömungen sichtbar. Eine Nation, die immer noch mit dem Verlust ihres Empires ringt, überkommene Ideale, die verraten werden oder an denen Menschen zerbrechen, in fadenscheinig gewordene soziale Normen gehüllte Grausamkeit. Immer wieder faszinierend ist dabei, wie Frauen dargestellt werden. Für seine Zeit und sein Genre ist LeCarré ohne Zweifel progressiv gewesen, doch wie sich die Wucht der damaligen gesellschaftlichen Unterdrückung und Sehnsüchte in diesen Figuren spiegelt ist beeindruckend.
Wir vergessen gerne, wie viel sich verändert hat und dass sich das Rad immer schneller dreht. Bücher wie dieses zeigen das meiner Meinung nach besser als manches wohlmeinendes Sozialdrama aus der Zeit.