Die schottischen Highlands, der Unabhängigkeitskrieg gegen die Engländer und mittendrin Enja, Heilerin, Kriegerin und Lady von Caerlaverock.
Auch der zweite Teil der Highlanderin-Saga besticht mit einer süffigen Erzählweise, sehnsüchtig machenden Landschaftsbeschreibungen und altbekanntem und beliebtem Personal. Eva Fellner wechselt erneut zwischen Ich-Erzählerin Enja und einem allwissenden Erzähler in der dritten Person. Sie springt zu Anfang auch nochmal in Enyas Vergangenheit und schliesst damit an den ersten Band an. Wir erfahren nun also, wie sie um 1300 vom Orient nach Schottland und in den Besitz von Caerlaverock gelangte. Nach diesem Abstecher in die Vergangenheit konzentriert sie sich dann jedoch auf Enjas Gegenwart, also die Jahre 1306-1315. Enja trifft erneut auf James Douglas und Robert Bruce, findet neue Verbündete und bleibt der Schrecken ihrer Feinde. Mit James knistert es gewaltig, doch stehen ihre Liebe in diesen unsicheren Zeiten zahlreiche Hindernisse im Weg.
Enjas diverse Fähigkeiten muten einmal mehr geradezu fantastisch ein. Ebenso mystisch ist jedoch auch ihre Schwäche im Angesicht von William de Valence, deren Ursprung auch hier nicht aufgeklärt wird. Enja ist überwiegend beinahe zu perfekt, weswegen die Perspektivwechsel so wichtig sind. Fellner zeigt mit Enja, wie schwierig die Situation allgemein und zudem in der durch und durch patriarchalischen Gesellschaft für Frauen damals war. Stark erschienen mir erneut die Beschreibungen der Kämpfe und Scharmützel, insbesondere der abschliessenden Schlacht von Bannockburn. Enjas emotionale Reaktionen in der Schlacht waren für mich nicht ganz nachvollziehbar in Anbetracht ihrer sonstigen strategischen Überlegenheit, aber zusammen mit dem Nachwort fügt sich der Verlauf in die Geschichte ein.
Der Beginn des zweiten Bands las sich gewohnt rasant, was vor allem auch an den Wechseln auf der zeitlichen Achse lag. Doch dann fiel der Blick in die Vergangenheit weg und Fellner konzentrierte sich mehr auf Enja und die Gegenwart, was etwas Tempo aus der Geschichte nahm, wie ich fand. Im Angesicht der ereignisreichen Zeit hatten Nebenfiguren wie Cathal und Kaylay keine Gelegenheit, sich weiterzuentwickeln. Dafür entdeckt Enja mit James neue Seiten an sich und wem bisher die Romantik gefehlt haben sollte, kommt nun auf seine/ihre Kosten.
«Der Weg der Highlanderin» ist ein würdiger zweiter Band, der die schottische Eigenwilligkeit besingt und den Unabhängigkeitskampf dieses stolzen Volkes nachzeichnet. Ein historischer Roman, der zugleich mystisch ist und das Fernweh nach den Highlands weckt, der mit unvergesslichen Figuren besticht und Lust auf die Fortsetzungen macht.