Schonungslos , knapp und ehrlich, wie von Annie Ernaux gewohnt.
Die Hauptprotagonistin lernt einen dreissig Jahre jüngeren Mann kennen. Eigentlich sucht sie in dem Moment Sex, um mit dem Schreiben beginnen zu können. Dieses Mal ist es anders. Die Affäre mit diesem jungen Mann lässt sie ihr Leben Revue passieren. Die fixen Vorstellungen, die sie früher hatte wieder anschauen und merken, dass sie sich jetzt davon befreien kann.
Die lange Zeitspanne, die uns voneinander trennte, hatte etwas Zartes, sie machte die Gegenwart intensiver. Der Gedanke, dass meine Erinnerung an die Zeit vor seiner Geburt im Prinzip das Gegenstück, die Kehrseite, der Zeit war, die nach meinem Tod seine Zeit sein würde, mit Ereignissen und politischem Personal, von denen ich nie erfahren würde, kam mir nicht.
Ihr Zusammensein mit einem deutlich jüngeren Mann, sehr ungewöhnlich, stösst auf entsprechende Blicke und Bemerkungen. Sie merkt, das sie darüber stehen kann, alt und eigenständig genug, um damit umgehen zu können.
A. machte mich darauf aufmerksam, dass wir anstössiger waren als ein homosexuelles Paar.
*Immer öfter hatte ich den Eindruck, ich könnte Bilder, Erfahrungen, Jahre anhäufen, ohne etwas dabei zu empfinden als ein Gefühl der Wiederholung.
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Damit endet dann auch die Affäre und die letzten Seiten des Buches beginnen.
Das Buch ist inhaltlich sehr dicht - nur gerade 40 Seiten und sprachlich ausgezeichnet. Kein Wort zu viel