Es hat mir viel Vergnügen bereitet, diesen historischen Roman zu lesen, weil darin sehr genau und detailliert von vielen bekannten Orten in der Schweiz berichtet wird. Es kommen bekannte Personen, wie Maler oder damals weit verbreitete Kochbücher darin vor, die man im Internet nachschlagen kann. Interessant war es zu erfahren, wie sich der Alltag damals vor allem für Frauen dargestellt hat. Sehr gelungen ist auch das angehängte Verzeichnis von schweizerischen Ausdrücken. Die Geschichte war für mich wegen allen diesen Punkten sehr authentisch.
Der Schreibstil ist etwas einfach, doch es ist sehr flüssig zu lesen, und man kann sich direkt in Alma, die Hauptfigur des Romans hineinversetzen und erlebt so ihr Scheitern emotional mit. Der Klappentext lässt darauf schliessen, dass man genauso vom Leben von Zina erfährt. Das ist aber leider nicht der Fall. Sie ist nur eine Randfigur. Oswald, der narzisstische Ehemann beider Frauen, wird sehr gut in all seiner Schrecklichkeit charakterisiert. Das ganze Drama ist sehr spannend zu lesen und man fiebert mit Alma von ihrer unbeschwerten Kindheit bis hin zur Katastrophe regelrecht mit, weil sie so sympathisch beschrieben wird.
Ich finde die Haptik und die Gestaltung des Buches sehr schön, vor allem gefällt mir das Schwarz-Weiss-Foto im unteren Bereich, welches mir bei der Vorstellung der damaligen Mode und Umgebung, geholfen hat.
Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen, besonders an diejenigen Lesern, die sich für die Schweiz, für Traditionen und Kultur interessieren. Es ist zusätzlich dazu aber auch eine Beispielgeschichte, die aufzeigt, wie fatal Narzissmus sein kann.