Ich war sehr neugierig auf diesen Roman, schon allein vom Cover und Klappentext her: Es geht um das Leben von Hedy Lamarr, eine berühmte Schauspielerin der 30er Jahre, die sich anscheinend auch durch Erfindergeist und Kreativität ausgezeichnet hat. Man erfährt viel von ihrer Jugend und jungen Jahren in Österreich. Da sie jüdischer Abstammung ist, versucht sie als Ehefrau von eines österreichischen Waffenhändler mit Beziehungen zu den höchsten Nazikreisen eine gewisse Sicherheit für sich und ihre Eltern zu erlangen. Als dies scheitert, flüchtet sie von ihrem gewalttätigen Ehemann nach Hollywood, wo sie ihre Schauspielkarriere wieder aufnehmen kann. Erst gegen Ende der Geschichte, beginnt sie, sich mit Technik zu beschäftigen und tüftelt an einem System, Waffen zu verbessern.
Als begeisterte Wissenschaftlerin kommt für mich bei dieser Geschichte das Erfindertum zu kurz. Als es dann endlich ums Tüfteln ging, fand ich die Motivation von Hedy Lamarr völlig falsch. Sie wollte immer die Waffen der Alliierten verbessern, um Buße zu tun, für Fehler ihrer Vergangenheit. Generell war die Zeit ihrer Jugend und Ehe etwas lang gezogen und sehr ausführlich berichtet worden. Auf jeden Fall war es spannend zu lesen, wie ihr schließlich die Flucht von ihrem Ehemann und von den Nazis gelang. Von ihrem Leben in Hollywood hätte ich gerne mehr erfahren. Das ist eher schnell abgehandelt worden. Interessant fand ich es auch, von der Nazizeit aus der österreichischen Perspektive zu erfahren. Viele Details waren mir hier nicht bekannt.
Der Roman ist in der Ich-Perspektive geschrieben, was es dem Leser leichter macht, einen Einblick in das Innenleben der Protagonistin zu finden. Allerdings ist sie mir trotzdem immer ein Stück fremd geblieben. Viele ihrer Entscheidungen konnte ich nicht nachvollziehen. Gut fand ich, wenn sie als richtig gehende Feministin aufgetreten ist, die sich einsetzt für andere Frauen. Ihr Verhalten gegenüber Männer fand ich eher zwiespältig. Ich hätte mir noch mehr Tiefe und Einblicke in ihre Psyche gewünscht, denn manchmal empfand ich sie sogar als oberflächlich.
Der Schreibstil ist gut, man kommt gut in die Geschichte und es lässt sich flüssig lesen. Da ich schon “Frau Einstein” gelesen habe, ist mir der Stil der Autorin Marie Benedict schon bekannt. Ich finde es eine sehr gute Idee von ihr, auf unbekannte Frauenschicksale der Geschichte mittels Romanen aufmerksam zu machen. Ich wünsche mir noch mehr solcher Geschichten von Heldinnen unterschiedlichster Art und kann den Roman jedem weiterempfehlen, der Hedy Lamar noch nicht kennt.