Edward und Florence, beide etwas über zwanzig Jahre alt haben eben geheiratet und treten ihre Flitterwoche in einem Hotel am Strand an. Eine wunderschöne Hochzeitssuite mit Blick auf den Strand, an dem sie spazierengehen wollen, Steine sammeln und sie anschauen. Sie lieben sich gegenseitig sehr und wollen zusammen sein, zusammen leben.
Einzig die Hochzeitsnacht, die sie mit gemischten Gefühlen erwarten, macht jedes von ihnen angespannt. Beide sexuell unerfahren. Edward in freudiger Erwartung auf seine junge Frau, die, so denkt er, genau wie er nichts so sehr wünscht, wie sich endlich der sinnlichen körperlichen Liebe hinzugeben. Florence hingegen hat eine grosse Abscheu davor und fürchtet sich. Sie hat schon die Küsse verabscheut - nicht die zarten, keuschen. Keiner von ihnen ja je auch nur ein Wort darüber gesagt.
Da muss man Schwierigkeiten erwarten.
Die Erzählung wechselt vom Geschehen im Hotel und von den Gedanken je von Florence resp. von Edgar zu jeweiligen Retrospektiven in die Kindheit und Jugend und zu den Erwartungen an die Zukunft.
Wie von Ian McEwan gewohnt, meisterhaft erzählt, in einer ausgezeichneten Sprache. Die Charaktere gekonnt dargestellt, beide sehr nahbar und erlebbar. Die eigenen Gedanken können mit jenen in der Geschichte mitgehen und die Tiefe, welche die Geschichte entfalten wirkt nie aufdringlich. Ian McEwan bringt einen dazu, über Beziehungen, Gefühle, Familie zu reflektieren, ohne einen in eine bestimmte Ecke zu drängen.
Wieder ein sehr empfehlenswertes Buch von diesem genialen Autor.
Schon in den ersten Sekunden, dem ersten Blickwechsel im gefliesten, widerhallenden Saal mit den wuchtigen, niedrigen Deckenbalken, waren die Probleme vorhanden gewesen, die sie mit Edward haben würde.
Das Wort durchschnitt wie ein Blitz den Nachthimmel. Jetzt liess sich einfach alles sagen.
“… Und wenn ich dir das jetzt nicht sage, werden wir uns ewig damit herumschlagen, und ich würde dir eine Menge Kummer bereiten - und mir auch.” Als sie diesmal innehielt, blieb er stumm. Er stand zwei Meter von ihr entfernt, völlig still, kaum mehr als eine Silhouette.