„Christus kam nur bis Eboli“ ist ein Klassiker des italienischen Neorealismo. Ein unglaublich hartes, schonungslose und grossartiges Buch. Es spielt im Süden Italiens, ganz unten, in einer wahrhaft gottverlassenen Gegend. Die Bewohner der Gegend sagen darum auch »Wir sind keine Menschen, keine Christen, wir sind Tiere, denn Christus kam nur bis Eboli, aber nicht weiter, nicht zu uns.« Das klingt witzig, heisst aber auch: die Zivilisation ist nicht bis hierher vorgedrungen. Die Regeln sind hier andere.
Die Handlung ist im Jahr 1935 angesiedelt: Carlo Levi, Arzt aus Turin, wird in diese Gegend im Süden verbannt, weil er ein antifaschistischer Aktivist ist. Durch seine Augen sehen wir die karge Gegend, die ausgehungerten, malariaversuchten und hoffnungslosen Menschen. An dieser Stelle wirkt der Roman als wäre er aus dem Mittelalter – aber: 1935!!! Levi erwirbt sich das Vertrauen der Menschen, beginnt gegen die Malaria zu kämpfen (vollkommen aussichtlos, natürlich), erwirbt sich so aber ein Mindestmass an Vertrauen, um einen Zugang zu den Menschen zu erhalten. Ein eindringliches und schockierendes Buch, das die alten Strukturen des italienischen Südens aufzeigt, deren Auswirkungen auch heute noch zu spüren sind.