«Tereza, es ist unmöglich. Wenn man mit dir unterwegs ist, stolpert man über Leichen.»
Tereza Bergers vierter Fall führt sie auf die bretonische Insel Ouessant, wo sie eigentlich zu einer Hochzeit eingeladen ist. Aber ein verschwundener Bräutigam, massakrierte Vögel und ein tiefer Graben zwischen Windkraftbefürwortern und -gegnern ziehen die Hobbydetektivin in ihren Bann. Und dann ist da noch das Rätsel um die vor über 120 Jahren gesunkene Drummond Castle und die verschwundenen Juwelen Queen Victorias.
Gabriela Kasperski lässt Tereza Berger erneut als Ich-Erzählerin auftreten. Ergänzend dazu bietet sie mit dem fiktiven Roman «Reise in die Hölle» einen zweiten Erzählstrang, der von den Ereignissen rund um die Havarie der echten Drummond Castle 1896 erzählt. Tereza Berger ermittelt somit wieder an mehreren Fronten, versucht die Konflikte auf der Insel und das Rätsel um die verschwundenen Juwelen und Mahons Vorfahrin Mabel Mahone zu lösen, und ihre Beziehung zum Commissaire nimmt dabei langsam Form an. Die liebgewonnenen Figuren aus Camaret-sur-Mer lassen wir diesmal hinter uns und haben es stattdessen mit der verschworenen Inselgemeinschaft zu tun. Das erforderte in meinem Fall manchmal ein kurzes Überlegen, von wem denn nun die Rede ist, aber da die Figuren ziemlich klar gezeichnet sind, fiel es mir schnell wieder ein. Spannend ist, dass es hier, wie auch schon im ersten Fall, um einen heftig geführten Konflikt zwischen Moderne und Tradition geht.
«Die Phantasie sieht, was sie sehen will», ist ein häufig wiederholter Satz, denn Tereza Berger ist sich oft nicht sicher, ob sie überreagiert und -interpretiert. Jede*r scheint ihr anfangs verdächtig, entsprechend gehen ihre Mutmassungen in alle Richtungen und uns Leser*innen bleibt kaum Gelegenheit, eigene Überlegungen zu den Zusammenhängen herzustellen. Die Auflösung kam trotzdem nicht ganz überraschend, aber wie genau nun alles miteinander zusammenhing, habe ich mir wieder einmal gern erklären lassen.
Also, bewährte Zutaten (die unverwüstliche Wundertasche Boule Rouge ist auch wieder dabei), eine neugierige, tatkräftige Tereza Berger in Höchstform und ein neuer Aspekt bretonischer Geschichte machen auch «Bretonisch mit Sturm» zu einem angenehmen Urlaubs-Sehnsuchts-Wohlfühl-Krimi.