Ehrlich, intim, unerwartete Themen: Die Autorin von „Ein Geist in der Kehle“ hat vor dem Beurteilen keine Angst. Was autobiographisch ist und was nicht, bleibt geheim; trotzdem fand ich das Ganze sehr mutig. Doireanns Schreibstil ist poetisch, roh und authentisch.
Man begleitet teilweise eine moderne Frau (Doireann?), die sich von Eibhlín, eine lang gestorbene irische Dichterin, und ihrem bekanntesten Werk, besessen wird. Auch wenn man parallel dazu Eibhlíns Geschichte folgt, steht Doireanns Perspektive im Mittelpunkt. Die Ähnlichkeiten zwischen Eibhlíns und Doireanns Leben, die scheinbar für die Autorin viel bedeuten, sind für mich unklar geblieben. Von Doireanns Kinder und ihrem Mann erfährt man leider so wenig, dass sie mir fast als Geister erschienen.
Nach einer selbstzerstörenden Jugend wurde Doireann Mutter, will aber immer mehr Kinder, obwohl sie schon überfordert ist. Oft lässt sie sich nur durch ihre Mutterschaft und ihre Fähigkeit, Milch zu produzieren, definieren. Einige Passagen (besonders, wenn es um Stillen und Milch ging) empfand ich als zu lang, repetitiv und gegen Ende des Buches, sogar als irritierend.
Doireanns Recherchen waren aber sicher das spannendste. Jedes entdeckte Detail, das unser Bild von Eibhlíns Leben und ihrer Familie verdeutlichte, hat mich begeistert. Absolut inspirierend. Ich hoffe, mich auch eines Tages in einem Thema so zu verlieben, das ich Ewigkeiten in Bibliotheken und Archiven verbringe!
Als das Buch plötzlich zu Ende war, hatte ich das Gefühl, dass mir etwas fehlt aber ich weiß nicht was. Immer noch verwirrt versuche ich aktuell noch herauszufinden, was ich gerade gelesen habe und was das alles bedeutet. Empfehlenswert ist es schon: Es gibt auf jeden Fall eine Menge Denkanstöße und ist ein interessantes Beispiel für experimentelles Erzählen.