Mit diesem Titel eröffnet Gasser seine ‘Solothurn-Reihe’ rund um Dominik Gasser. Alle Protagonisten, die später wieder ins Bild kommen haben ihren ersten Auftritt und werden entsprechend charakterlich stark und nuanciert gezeichnet.
Die Geschichte selber ist sehr verschachtelt - und zu Beginn hatte ich eher das Gefühl, lose Puzzle-Teile in der Hand zu haben… Der eröffnende Velo-Unfall des Kindes an seinem Geburtstag wollte nirgendwo so richtig hin gehören… Die Bedeutung der kursiv gedruckten Briefe an Vlada waren etwas gewöhnungsbedürftig und nicht klar einzuordnen… Der Schwenker ins Ausland hinterliess Fragezeichen, ob das nun dazu gehört oder nicht… - Erst gegen Ende der Geschichte fügten sich die Teile zusammen, erhielt alles seine Stringenz.
Der ‘eigentliche Fall’ zeigte sich dann aber als extrem vielschichtig! Es ging um die Serben-Connection um Vukovic, damit verbunden Organ- und Menschenhandel - organisiertes Verbrechen, das in die Schweiz expandiert. Das erste Opfer weist in diese Richtung - oder doch nicht? - Dann gibt es weitere Verbrechen, von denen nicht klar ist, was nun dazu gehört und was nicht… Verschwinden von Jugendlichen, die entweder tot oder gar nicht gefunden werden oder plötzlich wieder auftauchen. Ein neues Lokal, in dem nicht alles sauber zu sein scheint… Eine österreichische Majorin, die als Unterstützung zum Team stösst - und scheinbar durch ihre Präsenz das ganze erst hochschaukelt… - Gasser switcht von Schauplatz zu Schauplatz, erzählt aus verschiedenen Perspektiven. Dazu kommt eine ominöse Rothaarige, die die Szene aufmischt und über deren Identität gerätselt wird - als diese ans Licht kommt, wird alles noch komplizierter - und zugleich auch persönlicher…
Ein Krimi voller Spannungsmomente, der einen am Lesen hält. Inzwischen ist zwar nicht mehr alles so aktuell wie zur Zeit seines Entstehens (die Widerspruchslösung wurde 2022 vom Volk angenommen) - was aber der Geschichte keinen Abbruch tut.
…einzig nervt Dornachs Tochter Pia, die sich merhmals in die Sch…. reitet, weil sie sich einmischt, als wäre sie persönlich die Chefermittlerin, so dass es am Schluss dann böser ausgeht als es ‘müsste’ - doch das ist eine der stark gezeichneten Figuren Gasser’s - wobei mich diese ein wenig betreff ‘Realitätsgehalt’ die Stirne runzeln lässt….
Trotzdem: Ein lesenswerter Krimi - der einen mehr als einmal das Fürchten lehrt und leer schlucken lässt!