Als mir der Trafikant innerhalb von einer Woche zum dritten Mal emfohlen wurde und das Buch in den Medien so gehypt wurde, dachte ich „pah! Das mag ich gar nicht lesen!“. Welch blöde Arroganz, denn der Hype hatte einen guten Grund: Seethalers Trafikant ist magisch.
Er beschreibt in einer (scheinbar) einfachen Sprache das Leben des jungen Burschen Franz aus der Provinz, der in einem Tabak-Kiosk (einer „Trafik“, wie es in Österreich heisst) in Wien eine Lehre macht. Er staunt freilich nicht schlecht, was die Grossstadt alles bietet – und freundet sich mit einem seiner Stammgäste an: Siegmund Freud. Denn er würde so gerne mehr erfahren über die Liebe - und da erhofft er sich von dem Professor Hilfe.
Das alleine wäre schon ein guter und witziger Stoff, aber Seethaler siedelt die Geschichte 1937 an und mischt die bitterdüsteren politischen Entwicklungen unter seine federleicht erzählte Geschichte. Das Ergebnis ist in meinen Augen grosse Literatur. Ein tolles Buch!